Fifa darf Haken kreuzen

Gegen Firma wurde jedoch Anklage erhoben

BERLIN taz ■ Darf der Fußballverband Fifa, was ein schwäbisches Versandhaus nicht darf? Die Nix Gut GmbH wird seit Monaten von der Staatsanwaltschaft verfolgt, weil sie die Punkszene nicht nur mit Kleidung und CDs versorgt hat, sondern auch mit einem Antifa-Klassiker – dem durchgestrichenen Hakenkreuz. Inzwischen ist sogar Anklage wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole vor dem Stuttgarter Landgericht erhoben. Auch im offiziellen Fifa-Fan-Guide zur WM taucht ein durchgestrichenes Hakenkreuz auf. Doch ohne juristische Folgen. Begründung der Staatsanwaltschaft: Die Fifa habe das Symbol „sozial adäquat“ eingesetzt – anders als Nix Gut.

„Eine groteske Ungleichbehandlung“, findet Nix-Gut-Händler Andi Kamm. „Ist nicht jedes durchgestrichene Hakenkreuz sozial adäquat?“ Wegen des „absurden“ Vorgehens der Ermittler reichte nach der Grünen-Politikerin Claudia Roth nun auch der SPD-Abgeordnete Niels Annen Selbstanzeige ein, weil er mit dem Antifa-Symbol herumgelaufen sei. Für Annen zeugt der Fall „von der Doppelmoral der Staatsanwälte in Stuttgart“. Fehlt noch die Selbstanzeige der Fifa. „Das würde den Druck auf die Justiz natürlich gigantisch erhöhen“, sagt der Nix-Gut-Händler. Auf die taz-Anfrage beim WM-Organisationskomitee lag bei Redaktionsschluss noch keine Antwort vor. AGX