Die PDS im Wahlkampf
: Zwischen Grün und Rot

Ein Dilemma ist laut Fremdwörterduden die „Wahl zwischen zwei (gleich unangenehmen) Dingen“. Die Linkspartei steht vor einer dieser unschönen Entscheidungen: Soll sie ihren Koalitionspartner SPD im Wahlkampf hart attackieren, um sich als selbstständige Partei zu profilieren? Oder muss sie die Grünen angreifen, die ihr die Regierungsbeteiligung abjagen wollen? Landeschef Klaus Lederer entscheidet sich für einen Zweifrontenkampf. Anders als im Krieg kann das im Abgeordnetenhaus-Wahlkampf klappen.

KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE

In mehr als vier Jahren Rot-Rot drohte die PDS zwischenzeitlich zum Anhängsel der SPD zu verkümmern. Dank ureigener Themen hat sich das erledigt: Einführung der Einheitsschule, Verbleib von Unternehmen der Daseinsvorsorge in Landeshand. Auch der Dauerstreit mit der rebellischen WASG hat der Linkspartei in Wahlumfragen nicht geschadet. Die Fundamentalkritik der Linksaußen zwang den Genossen die überfällige Diskussion über den Senats-Sparkurs auf. Die haben sie nun erfolgreich und rechtzeitig vor der Wahl hinter sich gebracht. Wenn die WASGler das geahnt hätten!

Doch die demonstrative Angriffslust der PDS ähnelt auch einer Verzweiflungstat: Zwei Drittel ihrer Mitglieder sind im Rentenalter. Die treuen Stammwähler in ihren Hochburgen Pankow, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf sterben aus. Neue Wähler müssen her. Auch muss die Linkspartei im Alleingang leisten, was sie in andern Bundesländern Hand in Hand mit der WASG angeht: den Aufbau der „gesamtdeutschen Linken“.

Der härtere Teil dieses Zweifrontenkampfs richtet sich gegen die Grünen. Die preisen sich als dynamische Alternative zu den vermeintlich bräsigen Roten. Das wird sich die PDS nicht gefallen lassen. Im Wahlkampf werden wir daher viel Böses über mangelnde Berlin-Kompetenz der Grünen-Spitzenfrau Franziska Eichstädt-Bohlig hören – und deren Alter. So sind Dilemmata eben: unangenehm.