Kurzbesuch in Kita

Die Polizei hat eine von sechs Aktivisten besetzte ehemalige Kita geräumt. Anwohner hatten gepetzt

Es gibt sie also noch in der Stadt: die Hausbesetzungen. Erstmals seit der Besetzung des Seitenflügels im Künstlerhaus Bethanien vor einem Jahr haben am Samstag mindestens sechs AktivistInnen eine leer stehende Kindertagesstätte am Bersarinplatz in Friedrichshain besetzt. Sie selbst nennen sich „Initiative Offenes Kulturzentrum“.

Mit der Aktion forderten sie von der Innenverwaltung die „sofortige Herausgabe aller leer stehenden Objekte zur unkommerziellen Nutzung an die Bevölkerung“. „Wir wollen einen öffentlichen Raum schaffen, der von allen mit Leben gefüllt werden kann“, hieß es. Die Besetzer erklärten sich solidarisch mit bundes- und europaweit von Räumung bedrohten Projekten, darunter auch mit dem New York 59 im Bethanien und der Wagenburg „Schwarzer Kanal“. Ob sie die ehemalige Kita tatsächlich dauerhaft bewohnen und nutzen wollten oder ob es sich um eine symbolische Aktion handelte, war nicht klar. Zumindest hatten sie für Montag bereits zu einer „offenen Ideenwerkstatt“ geladen, auf der über die Nutzung der Räume beraten werden sollte. Dazu kommt es aber nicht mehr. Denn noch vor Mitternacht war die Besetzung bereits wieder vorbei. Anwohner im Weidenweg hatten die Polizei wegen Lärmbelästigung gerufen. Als die Beamten dann eintrafen und feststellten, dass die leer stehende Kita besetzt worden war, schritten sie ein, räumten das Gebäude und nahmen die sechs Besetzer fest. Nach Polizeiangaben leisteten sie keinen Widerstand. Etwa 30 Menschen standen auf dem gegenüberliegenden Gehweg und verfolgten das Geschehen.

Die ehemalige Kindertagesstätte steht seit rund zwei Jahren leer, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative. Die Kita soll angeblich im Auftrag der Stadt über den Liegenschaftsfonds an einen Privatinvestor veräußert werden. FELIX LEE