Baukasten am Millerntor

Schrittweise baut der FC St. Pauli ab Winter ein neues Stadion. Für 32 Millionen Euro entstehen 27.000 Plätze. Die Stadt beteiligt sich an den Kosten der Arena, die erst 2014 fertig werden soll

Von Marco Carini

Präsident Corny Littman sprach von einem „historischen Tag für den FC St. Pauli“. Ein halbes Jahr lang hatten der Verein und der Hamburger Senat unter höchster Geheimhaltung ein neues Fußball-Stadion auf dem Millerntor-Areal geplant. Gestern nun stellte der Vereinsboss des Kiez-Clubs gemeinsam mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU) das Projekt der Öffentlichkeit vor. Ein Vierteljahrhundert Stadionplanungen sollen damit ihren Abschluß finden.

Das Modell: Auf dem Gelände des altehrwürdigen Millerntor-Stadions soll schrittweise, bis zum Frühjahr 2014, eine neue Fußballarena entstehen. Die vier neuen, steileren Tribünen sollen 27.000 Zuschauern Platz bieten. Während die Sitzplatzkapazität um über 5.000 Plätze erhöht wird, wird es auch 1.000 zusätzliche Stehplätze für die Fans geben. Erstmals sind auch Logen und Business-Seats geplant.

Der Zeitplan: Das Stadion wird in vier Bauabschnitten nach dem Baukastenprinzip entstehen. Bereits im Winter wird

mit dem Bau der Südtribüne begonnen werden, die rechtzeitig zum Beginn der Saison 2007/2008 fertig gestellt sein soll. Im Innern der zwölf Millionen Euro teuren Tribüne soll der Spielertrakt, die neue Vereinsgeschäftsstelle und ein Business-Bereich untergebracht werden.

Aus jetzt 3.000 Stehplätzen – die in der ersten Hälfte des kommenden Jahres aufgrund der Bauarbeiten ersatzlos wegfallen – sollen 3.000 Steh-, 2.500 Sitzplätze und 192 Logen werden. So erhöht sich die Stadionkapazität bereits ab Sommer 2007 von heute 19.400 auf dann 22.000 Plätze. Vor Beginn der Spielzeit 2007/2008 wird dann noch eine Rasenheizung installiert werden, die Voraussetzung für den Spielbetrieb in der ersten und zweiten Bundesliga ist.

Im Zweijahres-Takt sollen dann die weiteren drei Tribünen entstehen. 2009 könnte die neue Nordtribüne mit 7.700 Stehplätzen fertig sein, bevor dann 2011 die Gegengerade durch die neue Osttribüne ersetzt wird, die jeweils gut 4.000 Sitz- und Stehplätze beherbergen wird. Spätestens 2014 soll die neue Westtribüne mit insgesamt 5.000 Sitzplätzen eingeweiht werden.

Die Finanzierung: Die Stadt beteiligt sich mit einem Einmal-Zuschuß in Höhe von 5,5 Millionen Euro am Bau der Südtribüne, 4,5 Millionen Euro stellen drei Sponsoren, darunter ein Caterer und eine dem Verein verbundene Brauerei zur Verfügung.

Die fehlenden zwei Millionen Euro werden durch einen Bankkredit aufgebracht. Während der Verein ab der Saison 2007/2008 mit jährlichen Zusatzeinnahmen von jährlich 2,4 Millionen Euro durch die neue Südtribüne kalkuliert, wird er in den ersten drei Jahren nur mit jeweils 200.000 Euro für die Finanzierung des Projekts belastet. Aus den erwarteten Überschüssen sollen dann die weiteren Bauabschnitte finanziert werden.

Dabei gehen die Finanz-Planer davon aus, das der Verein dauerhaft in der dritten Liga verbleibt. „Wir haben sehr konservativ kalkuliert“, betont Corny Littmann. So seien weder zusätzliche Vermarktungsgelder, noch höhere Fernseherlöse oder der Verkauf der Namensrechte für das Stadion in das Budget mit eingeflossen. Erhöhen sich die Einnahmen etwa durch einen Aufstieg in die zweite Liga, kann das Stadion schneller fertig gestellt werden. Bleiben sie hinter den Erwartungen zurück, wird der Neubau gestreckt.

„Ein überzeugendes Konzept“, sagt Ole von Beust, der die Finanzierung „auf Herz und Nieren“ prüfen ließ. Das sieht auch Littmann so: „Es ist das erste Konzept, das für den Verein nicht über Jahrzehnte ein unkalkulierbares Risiko bedeutet.“