Blau bis in den Herbst hinein

Die Fußball-WM ist vorbei und noch immer leuchten die Blue Goals über den Dächern. Hamburg Marketing hätte gerne, dass sie auch noch während der China-Wochen im September zu sehen sind

von Gernot Knödler

Die Blue Goals werden wohl noch bis in den Herbst hinein leuchten. Hamburg Marketing versucht zurzeit, alle Förderer dazu zu bewegen, ihre Tore stehen zu lassen, bis die China-Wochen („China Time“) vorbei sind. Das käme dem Schöpfer der Blue Goals,Michael Batz, entgegen. Denn ausgedacht hat er sich die Tore eigentlich, um eine Verbindung zwischen den so unterschiedlichen Partnerstädten Hamburg und Schanghai herzustellen. Die Träger und Leuchtstoffröhren, aus denen die Tore bestehen, würden dann etwas später als zunächst geplant an die Sponsoren zurückgegeben werden.

Batz sähe es gerne, wenn die Blue Goals bis zum 30. September weiterleuchten würden. „Damit würde sehr deutlich, dass man es mit einem Projekt zu tun hat, das mit der Stadt spielt und nicht eine Verlängerung des Fußballs ist“, sagt er. Ein Blue Goal symbolisiert für ihn kein Fußballtor, sondern das Tor zur Welt. Ein Blue Goal sei ein „universelles Zeichen“, ein Symbol dafür, „immer ein Ziel zu suchen und wenn ich es erreicht habe, ist es doch nur ein Durchgangsstadium“. „Goal“ bedeutet ja nicht nur „Tor“, sondern auch „Ziel“.

Auf der Suche nach einem Symbol, das zur 20-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Schanghai eine Verbindung zwischen dem Moloch in China und der beschaulichen Elbmetropole herstellen könnte, stieß Batz auf die traditionellen, illuminierten Zeichen, die in Shanghai auf den Dächern sitzen. Sie krönen die Hochhäuser wie Lotosblumen oder Mandarin-Hüte. So kam Batz auf die Idee, das traditionelle Zeichen Hamburgs auf die hiesigen Häuser zu setzen. Die Fußball-WM sei bloß ein Katalysator für das Projekt gewesen, sagt er. „Wegen Schanghai hätte sich niemand was aufs Dach gestellt.“

So aber haben sich 173 Firmen und Institutionen gefunden, die 3.000 bis 6.000 Euro für ein Blue Goal – genehmigt, sturmfest und versichert – auf den Tisch legten. Teils stellten sie es sich selbst aufs Dach, manchmal, wie im Falle der Kunsthalle oder des Mariendoms, anderen vor die Tür. Darüber hinaus sind 900 Mini-Blue-Goals verkauft worden, Neon-U‘s für den Schreibtisch oder die Fensterbank.

Nur bei den Mini-Blue-Goals für 149 Euro hat Batz eine Weitervermarktung zugelassen. Deren Erlös fließt Hamburg Marketing und einem guten Zweck zu. Es habe reichlich weitere Vorschläge gegeben, sagt der Künstler – vom Nasenbügel für die Brille bis zum Ohrstecker. Er hat sie abgelehnt. „Ich wollte keinen Fetisch schaffen“, sagt er.

Die Hamburger und ihre Gäste müssen sich mit der Flüchtigkeit des Ereignisses abfinden. Bereits abgeschaltet wurden die grünen Laserstrahlen, die während der WM in gemächlichem Rhythmus wechselnd Tore miteinander verbanden. Die Strahlen seien wie ein zweiter Stadtplan zu verstehen gewesen – ein Führer durch die neue Lichtlandschaft, die durch die Blue Goals entstand. „Es sollte kein Spektakel werden“, sagt Batz, „sondern eine Einladung zum Wandern.“ Es habe Leute gegeben, die den Strahlen von einem Tor zum anderen folgten, behauptet Batz.

Dass er die Tore blau gestaltete, hat dem Künstler zufolge mit einer optischen Eigenschaft dieser Farbe zu tun. Sie zeichnet aus der Ferne gesehen gestochen scharfe Konturen. Die Blue Goals sind deshalb von Weitem schon als solche zu erkennen. Rote Tore wären dagegen in der Nacht verschwommen. Eine aufdringlichere Farbe hätte für Batz‘ Geschmack zu sehr an Reklame erinnert. Er ist darüber froh, dass es ihm gelungen ist, eine Koppelung der Tore mit Sponsorenwerbung zu verhindern.

Spätestens im Oktober werden auch die Blue Goals aus dem Stadtbild verschwinden. Die Firma Procon Event Engineering wird sich die Aluminium-Gitterträger für andere Veranstaltungen ins Lager packen. Und auch Philips wird seine vielen tausend Leuchten anderswo einsetzen. „Das sind ganz reguläre Produkte aus unserem Sortiment“, sagt eine Sprecherin.