Demoskopen meiden Linkspartei

Urheber einer Umfrage zur Oppositionsarbeit will nicht öffentlich genannt werden – offenbar, weil er lukrative Aufträge aus der Wirtschaft nicht verlieren will

BERLIN taz ■ Endlich einmal wollte die Linkspartei mit konkreten Umfragezahlen belegen, was die Bevölkerung in Zeiten der großen Koalition von der Oppositionsarbeit im Bundestag erwartet. Nach den Ergebnissen der Meinungsforscher verlangt eine Mehrheit der Befragten vor allem, dass die Opposition nicht nur kritisiert, sondern auch eigene Vorschläge macht. Nicht besonders spektakulär, sollte man meinen. Umso erstaunlicher deshalb, dass Linkspartei-Geschäftsführer Dietmar Bartsch auch auf beharrliche Nachfragen der Journalisten gestern nicht verraten wollte, welches Institut die Umfrage durchgeführt hat.

Bartsch sagte, das betreffende Institut wolle nicht genannt werden. Die Umfrage sei Anfang Juli mit mehr als tausend Befragten durchgeführt worden. Warum die Meinungsforscher im Verborgenen bleiben wollen, ließ Bartsch offen. Er wollte sich auch nicht dazu äußern, ob die Institute nicht mit der Linkspartei in Verbindung gebracht werden wollten, um lukrative Aufträge aus der Wirtschaft zu behalten. Umfragen, deren Urheber nicht genannt werden, gelten in der Branche als unseriös. „Das widerspricht allen Transparenzgeboten“, sagte der Sprecher der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung. „Solche News sollten schnellstmöglich im Papierkorb landen.“ Auf die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei dem Image schade, sagte Jung: „Es gibt von uns eine klare Absage an rechtsextreme Parteien. Alles andere hängt vom Einzelfall ab.“