Berlin, Beirut und die Bürokratie

Er und seine beiden Kinder sind Deutsche, seine Frau ist eine Palästinenserin. Wie ein 58-jähriger Berliner libanesischer Herkunft nach der Rückkehr aus dem zerbombten Beirut um die Zusammenführung seiner Familie kämpft

Im April fuhr Ahmed Arab (Name geändert) wie jedes Jahr nach Beirut, um seine Frau und seine beiden Kinder zu besuchen. Arab ist seit elf Jahren mit einer Palästinenserin im Libanon verheiratet. Er und die gemeinsamen Kinder haben die deutsche Staatsbürgerschaft, die Ehe ist anerkannt in Deutschland. „Ich bleibe immer zwischen drei und viereinhalb Monate dort. Dafür beantrage ich jedes Mal ein Visum.“

Nach den ersten Bombardierungen Beiruts versteckte sich die Familie zunächst im Keller ihres Hauses. Montag vergangener Woche suchten die Arabs dann die Deutsche Botschaft in Beirut auf. „Die haben mir gesagt: Wir können euch nicht helfen“, erzählt Ahmed Arab.

Erst nachdem seine in Berlin lebenden Geschwister von Deutschland aus das Auswärtige Amt und die Deutsche Botschaft in Beirut kontaktierten, um die Existenz ihres Bruders per Fax zu bestätigen, wurde Arab frühmorgens in eine große Halle am Beiruter Hafen bestellt. „Wir sollten Essen für 24 Stunden und Geld mitbringen“, erzählt er. Ständig seien Busse vorgefahren, um Leute einzuladen. Bis zu seiner Abfahrt am Abend zählte er 70 Busse.

Das Auswärtige Amt habe auch die Mitfahrt seiner Ehefrau nach Syrien genehmigt, „obwohl sie keine Deutsche ist“. Zwölf Stunden habe die Busfahrt gedauert, berichtet Arab: „Die übliche Route nach Damaskus ist ja zerstört. Normalerweise dauert die Fahrt zwei Stunden.“ Der Bus wurde nicht beschossen, „wir hatten Glück“.

In Damaskus wandte sich Arab an eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft. „Ich habe ihr die Situation mit meiner Frau erklärt. Daraufhin hat sie mir gesagt, dass es nicht möglich sei, meine Ehefrau nach Deutschland mitzunehmen. Sie können sich das nicht vorstellen. Meine Kinder haben meine Frau nicht mehr losgelassen.“ Weinend hätten sie sich an die Mutter geklammert und sie nur schwer gehen lassen. „Ich habe meine Frau dann in ein Taxi zurück nach Beirut gesetzt. Sie kennt ja niemanden in Damaskus, und genügend Geld haben wir auch nicht.“ Die Hotels verlangten inzwischen horrende Summen: „Die nutzen die Situation der Flüchtlinge gnadenlos aus.“

Mit einem Flugzeug der Bundeswehr wurden Arab und seine Kinder dann nach mehreren Stunden nach Köln geflogen. „Dort haben sie uns gesagt: Hier ist das Reisebüro. Ab jetzt müsst ihr euch selbst um die Rückkehr kümmern.“ Arab kaufte drei Zugtickets. Zurück in Berlin, hat Arab einen Anwalt beauftragt, der nun einen Antrag auf Familienzusammenführung stellt. Der kann aber nur bei der deutschen Botschaft in Beirut bearbeitet und bewilligt werden; diese prüft die Unterlagen, die im Fall der Anerkennung per Brief an die Ausländerbehörde in Berlin geschickt werden. Diese prüft dann erneut den Sachverhalt.

Arab ist verzweifelt: „Das ist Wahnsinn. Das kostet so viel Zeit und Geld. Und jeder Tag, der vergeht, ist ein neues Risiko für meine Frau.“ Eva Gnädig