FDP
: Böse Bürokraten

Kommt ein junger Mann zum Amt und will was. Drei Mal sagen herzlose, alte Bürokraten Nein, und der Mann rennt verzweifelt weg. Die Handlung des nicht unwitzigen Wahlwerbefilms der Liberalen, der den stets großmäuligen FDP-Fraktionschef („Unbequem für Bürokraten“) Martin Lindner als Lösung präsentiert, ist schnell erzählt. Viele Hartz-IV-Empfänger dürften solche Erfahrungen machen.

Warum produziert die FDP, die bei Arbeitslosen gar nicht genug kürzen kann, diesen Film? Weil das Bürokratenopfer kein Erwerbsloser, sondern ein Unternehmer ist. Der möchte eine Kneipe eröffnen oder wenigstens eine Imbissbude. Was er auch fordert, immer hört er das unbegründete Nein der Beamten, die ihre Zeit mit Bleistiftspitzen verbringen. Inszeniert ist der Werbespot wie ein tragikomischer Horrorfilm, er erinnert an „Delicatessen“. Zusammengeschnitten wurde er aus Material der Bundespartei, weil eine neue Produktion wegen der wenigen Sendetermine sich nicht lohnte.

Stark überzeichnet, nimmt der Film die Realität nicht so genau: Zuletzt fragt der Mann, ob es eine Stelle als Koch gebe. Indem sie „Nein“ brüllen, werden die imaginären Bürokraten des Gewerbeamtes flugs welche des Arbeitsamtes. Die Botschaft bleibt: Der Staat ist schlecht – wenn er nicht gerade die Privilegien der freien Berufe schützt. ROT

Heute im RBB, 19.57 Uhr