Schulterklopfen von den Bundespromis

Angela Merkel, Kurt Beck und Hans-Dietrich Genscher unterstützen die Berliner Politiker bei der Suche nach den Wahlkampfinhalten. Ob der heiße Wahlkampf wirklich stattfindet, könnte am Ende Tief „Dörthe“ entscheiden

Kaum kehrt in Berlin der Sommer zurück, beginnen auch die Parteien mit der „heißen Phase“ ihres Wahlkampfs. Die zeichnet sich vornehmlich dadurch aus, dass sich die Kandidaten der Parteien für die Wahl des Abgeordnetenhauses am 17. September der Unterstützung ihrer Bundesprominenz versichern.

Den Startschuss für seine Partei gibt morgen Nachmittag Wirtschaftssenator Harald Wolf. Dass sich der Linkspartei-Spitzenkandidat zum Sommerfest im Strandbad Weißensee ausgerechnet den Bundestagsfraktionschef Oskar Lafontaine als Verstärkung holt, zeigt, wie dialektisch es in diesem Wahlkampf zugeht. Unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik und sozialistische Verbalrhetorik müssen kein Widerspruch sein – solange es der Wähler glaubt. Ein Strandbad ist dafür das denkbar günstigste Ambiente. Gemäß dem alten Leitspruch: „Alle hoffen aufs Wetter. Wir auch.“

Die Grünen, abseits aller Fleischtröge der Macht, setzen bereits heute Abend auf ihre Exlandwirtschaftsministerin. In der Turnhalle Sonntagstraße/Holteistraße in Friedrichshain soll Renate Künast den Wahlkampfauftakt ihrer Partei richten. Mit dabei auch die grüne Frontfrau für Berlin, Franziska Eichstädt-Bohlig. Worum es bei der Großveranstaltung gehen wird, verraten die Grünen nicht. Wie gut, dass wenigstens der Webauftritt „barrierefrei“ ist.

Heftig umworben, wie er ist, darf natürlich auch der Regierende Bürgermeister nicht passen. Klaus Wowereit beginnt seine „heiße Phase“ beim Sommerfest der SPD am Samstag am Rathaus Schöneberg. Gaststar ist ein Pfälzer – der SPD-Bundesvorsitzende Beck. Ob es da auch schon um die Kanzlerkandidatur 2009 geht? Mit beim Sommerfest sind auch Frank-Walter Steinmeier und Matthias Platzeck.

Vicky-Leandros-Freund Friedbert Pflüger, seines Zeichens auch Spitzenkandidat der CDU, zeigt dagegen erst am 24 August: „Merkel kann mehr.“ Vielleicht hat sich der Herausforderer mit dem Beginn des heißen Wahlkampfs nicht so sehr beeilt, um der Bundes-CDU noch Zeit zur Selbstfindung zu lassen. Ein paar Prozentpunkte mehr in den Umfragen kämen da gelegen – bundesweit wie auch in Berlin.

Um Regierungsbeteiligung geht es nicht nur den Grünen und der CDU, sondern auch den Freien Demokraten. Auch die setzen in Berlin auf die Bundesprominenz. So müssen also Guido Westerwelle und der unverwüstliche Hans-Dietrich Genscher die „Reise nach Jamaika“ antreten. Hoffentlich vernichtet die Polizei dabei nicht noch mehr Grünpflanzen als unlängst bei der Hanfparade.

Ach ja, beinahe hätten wir es vergessen. Wie immer fällt in dieser Runde einer aus dem Rahmen. Wowi-Bär setzt im Wahlkampf nämlich nicht nur auf eine Pulle Kurt, sondern auch auf eine Portion Bio. Alfred Biolek unterstützt, wie auch Thomas Gottschalk aus dem fernen Kalifornien, den Regierenden beim Weiterregieren. Sonst noch Fragen? Dann nichts wie rauf auf www.wir-fuer-wowi.de.

Ach ja, der aktuelle Wetterbericht. In den nächsten Tagen ist mit unbeständigem Wetter zu rechnen. Verantwortlich dafür ist Tief „Dörthe“ mit Zentrum über der Biskaya, das allmählich wieder in Richtung Deutschland zieht und einige Regenschauer mit sich bringt. Vielleicht wird die neue Wahlkampfphase ja doch nicht so heiß. UWE RADA