Spuren von Kiel nach Hamburg

BERLIN taz ■ Auch in Hamburg glühten bei den Sicherheitsbehörden gestern die Drähte. Anlass waren neue Details aus der Vita des am Wochenende festgenommenen Libanesen. Dieser, so berichtete Spiegel Online, hatte eine zweite Meldeadresse in Hamburg: Am Pulverteich 17–21. Dort liegen die Al-Nur-Moschee und ein dazugehöriges Gästehaus. Hamburgs Verfassungsschutzchef Heino Vahldieck wollte die Information auf taz-Anfrage gestern nicht kommentieren – er verwies auf die laufenden Ermittlungen.

Fest steht: Die Moschee war über Jahre im Fokus der Behörde. Im Verfassungsschutzbericht 2004 heißt es: „Trefforte transnationaler Islamisten sind in Hamburg u. a. die Al-Nur-Moschee.“ Seither habe das Zentrum aber eine „positive Entwicklung“ genommen, sagte Vahldieck. Daher taucht es im jüngsten Verfassungsschutzbericht nicht mehr auf. Youssef Mohamad E. M. hatten die Hamburger offensichtlich nicht im Blick. „Ich verweise auf Meldungen, dass er deutschen Sicherheitsbehörden bisher nicht bekannt war“, sagte Vahldieck. Spekulationen über die Rolle der Hamburger Imam-Ali-Moschee bezeichnete Vahldieck am Nachmittag nach dpa-Angaben als „Sturm im Wasserglas“. Ein Foto dieser Moschee, die als Treffpunkt von Hisbollah-Anhängern gilt, fand sich im Wohnheim des Festgenommenen. Darüber hinaus wollte sich der Verfassungsschützer zur möglichen Hamburger Verbindung in dem Fall nicht weiter äußern.

Nach Informationen des Tagesspiegels stammt der Inhaftierte aus einem in der Region um das nordlibanesische Tripoli beheimateten Clan. Verwandte stünden in Verbindung mit der in Deutschland verbotenen islamistischen Organisation Hisb ut-Tahrir al Islami. Denkbar sei daher, dass er in dieser Gruppe radikalisiert wurde. ASTRID GEISLER