20.000 Lehrstellen dringend gesucht

DGB fordert mehr und besser bezahlte Ausbildungsplätze in den Betrieben und im öffentlichen Dienst

Der DGB Berlin-Brandenburg rechnet in diesem Jahr mit rund 20.000 fehlenden Lehrstellen. Die Zahl verteile sich etwa gleichmäßig auf beide Länder, hieß es am Dienstag in Berlin. „Es müssen mehr betriebliche Ausbildungsplätze geschaffen werden“, forderte Daniel Wucherpfennig, Bezirksjugendsekretär des DGB. Der Vorsitzende der DGB Region Mark Brandenburg, Detlef Baer, verlangte eine Ausbildungsumlage. Betriebe, die ausbilden könnten, aber nicht ausbilden wollen, müssten endlich durch eine Umlagefinanzierung an den Kosten von Ausbildung beteiligt werden.

Es habe sich gezeigt, dass der Ausbildungspakt nicht geeignet sei, das Problem zu lösen, teilte Baer mit. Im Laufe der letzten Jahre habe sich eine wachsende Lücke gebildet. Dies müsse politische Konsequenzen haben. Wucherpfennig betonte, dass auch der Berliner Senat gefordert sei. „Der Öffentliche Dienst hat eine Verpflichtung zur Ausbildung“, sagte der Gewerkschaftsfunktionär.

Nach DGB-Angaben wurden in den vergangenen vier Jahren in den Verwaltungen allein in Berlin 1.800 Ausbildungsplätze abgebaut. Es müsse geprüft werden, ob Unternehmen weiter öffentliche Aufträge erhalten sollten, obwohl sie nicht ausbilden, sagte Wucherpfennig. Als Beispiel nannte er die PIN AG, die die gesamte Post des Senats verteile.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit standen Ende Juli im Land Brandenburg 29.669 Bewerbern 13.406 betriebliche Ausbildungsplätze gegenüber. Davon waren 3.227 unbesetzt, sagte der Sprecher der Regionaldirektion, Olaf Möller. Ende Juli 2005 waren im Land 13.030 Bewerber ohne Stelle gewesen. In Berlin standen knapp 25.000 Bewerbern rund 15.200 gemeldete Stellen gegenüber, sagte Möller.

Allerdings würden sich die Zahlen jetzt rasch verändern. Die Bundesagentur wisse nicht, wie viele Bewerber inzwischen eine Stelle hätten. Am 31. August werde wieder gezählt. Bilanz werde Ende September gezogen. Die Statistik der Agentur erfasse nur einen Teil des Ausbildungsmarktes. Bewerber könnten auf eigene Faust einen Platz suchen, Unternehmen müssten die Lehrstellen nicht über die Arbeitsagentur anbieten.

Für seinen diesjährigen Ausbildungsreport wertete die DGB-Jugend rund 400 Fragebögen aus. Danach erhält jeder zweite Auszubildende in Berlin eine so geringe Vergütung, dass er auf finanzielle Unterstützung seiner Familie angewiesen ist. Jeder dritte Auszubildende müsse regelmäßig Überstunden leisten, wobei vielfach kein Ausgleich erfolge. dpa, ddp