Rot-grünes Kabinett im Schatten

Für einen möglichen Koalitionswechsel nach der Wahl macht sich das Personal bereit

Offiziell will darüber noch niemand sprechen. Doch hinter den Kulissen bringen die möglichen Koalitionspartner bereits ihr Personal in Stellung. Das gilt auch für eine mögliche Koalition der SPD mit den Grünen.

Gesetzt ist bei den Sozialdemokraten nicht nur der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Auch Innensenator Ehrhart Körting, Finanzsenator Thilo Sarrazin und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer werden dem nächsten Senat demnach angehören.

Zumindest bei Junge-Reyer ist das aber mit einem Fragezeichen versehen. Auch die grüne Spitzenkandidatin Franziska Eichstädte-Bohlig erhebt Anspruch auf ihr Ressort. „Frau Junge-Reyer wäre sicher auch eine gute Bildungssenatorin“, heißt es dazu bei den Grünen.

Das sehen die Sozialdemokraten natürlich anders. Zwar sind sie beim Bildungsressort flexibel. Denn eine weitere Amtszeit von Klaus Böger gilt auch bei ihnen als wenig wahrscheinlich. Wowereit kann sich aber gut vorstellen, das Ressort an den Koalitionspartner abzugeben – falls dieser Bündnis 90/Grüne heißt. Dass die PDS mit ihrer Forderung nach einer Einheitsschule den Posten bekommt, gilt als unwahrscheinlich. Doch wer kann bei den Grünen Bildungssenator oder -senatorin werden? Eine Rückkehr von Examtschefin Sybille Volkholz wird bei den Grünen ausgeschlossen. Umso intensiver läuft die KandidatInnensuche. Zwei Optionen nennt der grüne Bundestagsabgeordnete und Exjustizsenator Wolfgang Wieland: „Eine politisch durchsetzungsfähige Person, die auch Bildung kann. Oder eine Bildungspolitikerin von außen.“

Wieland will auch für sich selbst eine Rückkehr nicht ausschließen. In der SPD gibt es viele, die die Justizsenatorin Karin Schubert gern weghätten. Dagegen aber formiert sich der Widerstand der SPD-Frauen. Nicht ausgeschlossen, dass es nach der Wahl zum Machtkampf mit dem Regierenden Bürgermeister kommt.

Ein anderer Machtkampf dagegen gilt als unwahrscheinlich. Zwar hat SPD-Fraktionschef Michael Müller durchblicken lassen, dass er gerne als Wirtschaftssenator auf die Regierungsbank wechseln will. Doch dazu ist er als Fraktionschef viel zu erfolgreich gewesen. Dies gilt umso mehr, als die neue Fraktion wohl nach links rücken wird. Führungsstärke also ist gefragt, und die hat Müller bewiesen.

Zudem erhebt die Linkspartei, kommt es denn zu einer rot-roten Fortsetzung, mit Harald Wolf den Anspruch auf den Wirtschaftssenator. Wer das Kulturressort übernehmen könnte, ist offen. Allerdings scheint den meisten PDS-Genossen klar zu sein, dass Thomas Flierl nicht zu halten ist. UWE RADA