Du bist Migrant? Ich CDU!

Friedbert Pflüger hat das rechte Integrationsrezept gefunden: Er hat einen Migranten in sein Wahlkampfteam geholt. Ansonsten will er alles genauso machen wie sein Parteigenosse Armin Laschet, Integrationsminister in NRW

Identitätsprobleme gab es bei Friedbert Pflügers Besuch in der Islamischen Grundschule in Kreuzberg gestern nicht: „Wisst ihr, wer ich bin?“, fragte der Spitzenkandidat die SchülerInnen – „CDU!“, konnten die korrekt zuordnen. Und auch über ihre eigene Identität bestand Klarheit: Als Pflüger seinen Kandidaten für den Posten des Integrationsbeauftragten vorstellte – „Der soll sich um die Migranten kümmern“ –, wussten die Sechstklässler, wer gemeint war: „Wir sind ja Migranten!“, riefen sie begeistert.

Dabei ist genau das eine der Trennlinien, die CDU-Spitzenkandidat Pflüger eigentlich abschaffen möchte. Nicht mehr zwischen Ausländern und Deutschen solle unterschieden werden, lautet eine seiner Standardaussagen zum Thema Integration. Sondern zwischen „Rechtschaffenen und Kriminellen, egal welcher Herkunft!“

Dass das für einen Wahlkampf nicht reicht, hat Pflüger wohl bemerkt. Gestern begleitete ihn darum nicht nur sein Integrationsberater Nezih Ülkekul, sondern auch Armin Laschet, der als erster Integrationsminister eines Bundeslandes in NRW viel Lob erntet – von außen ebenso wie aus den eigenen Reihen.

Neben dieser Lichtgestalt konnte der Kandidat sich entspannt zurücklehnen. „Wir werden in Sachen Integrationspolitik mit Nordrhein-Westfalen an einem Strang ziehen“ – darauf beschränkte Pflüger seine Ausführungen. Den Rest übernahm Laschet, dessen Pragmatismus auch vielen Linken die Münder neidvoll offen stehen lässt.

„Wir machen ja nicht Integrationspolitik, weil wir nett zu den Ausländern sein wollen“, sagt der Aachener mit dem freundlich-bescheidenen Lächeln. „Sondern weil es in unserem Interesse liegt, dass Integration gelingt.“ Nordrhein-Westfalen hätte nämlich „heute ohne Zuwanderer mehr Probleme als mit“.

Von solch klaren Standpunkten ist der Berliner CDU-Mann Pflüger weit entfernt. Er doziert lieber über historische Beziehungen zwischen Orient und Okzident und darüber, dass man nicht alle Muslime über einen Kamm scheren, Terrorverdächtige aber abschieben solle.

„Herr Pflüger weiß viel über den Islam“, lobte denn auch Ülkekul, und bedankte sich bei Laschet für dessen „progressive Schritte“. Als Einjähriger kam Rechtsanwalt Ülkekul, den Pflüger zum Integrationsbeauftragten machen will, 1956 nach Deutschland. Sein Vater war Mitbegründer der CDU-nahen Vereinigung Hürtürk. Auch der Sohn ist Hürtürk-Mitglied – in der CDU ist er nicht. Alke Wierth