COTTBUS: CDU UND PDS ENTZAUBERN SICH DURCH IHRE ZUSAMMENARBEIT
: Bündnis unter Gleichen

Nun also kommen doch die Parteien zusammen, die bislang scheinbar nichts verband. Im brandenburgischen Cottbus, immerhin eine Großstadt, haben sich CDU und PDS für die anstehende Direktwahl des Oberbürgermeisters verbündet. Schon tönen die örtlichen Grünen, die alten „Blockflöten“ hätten sich wieder zusammengefunden. Ganz so einfach ist es zwar nicht, denn ideologisch trennen die beiden Bündnispartner Welten. Aber was die Wählerbasis betrifft, sind die Ähnlichkeiten frappierend.

Die beiden Volksparteien richteten sich schon immer an eine ähnliche Klientel. Ihre Wählerschaft ist überwiegend kleinbürgerlich strukturiert, im Zweifel eher am starken Staat als an Eigeninitiative interessiert, allem Neuen und Fremden gegenüber tendenziell reserviert. Jedem, der einmal eine PDS-Veranstaltung in einer der klassischen Parteihochburgen besucht hat und eben nicht in einem innerstädtischen Szeneviertel, dem springen die Ähnlichkeiten zum westdeutschen CDU-Ortsverein unmittelbar ins Auge. Seit nunmehr 15 Jahren ist die PDS so etwas wie die CDU des Ostens.

Der wichtigste ideologische Unterschied, dass die PDS die untergegangene DDR in einem eher milden Licht betrachtet, während die CDU ihren westdeutschen Antikommunismus pflegt, verliert mit wachsendem Zeitabstand an Bedeutung. Heute sind beide Parteien in einem eher unideologischen Machtpragmatismus vereint. Die PDS regiert in Berlin und Mecklenburg so geräuschlos und diskursfrei wie andernorts die CDU.

Peinlich ist das Cottbuser Bündnis für beide Beteiligten, weil es mit ihren zentralen Lebenslügen bricht. Die CDU ist eben nicht die Partei der Freiheit in allen Lebenslagen, als die sie Angela Merkel spätestens seit dem Leipziger Parteitag zu verkaufen sucht. Und die PDS ist in ihrer breiten Wählerbasis nicht die bunte Truppe, als die sie sich seit ihrer Wandlung zur Linkspartei mehr denn je präsentieren will. In der brandenburgischen CDU wird die Debatte immerhin lautstark geführt. In der PDS ist es erstaunlich still. RALPH BOLLMANN