Glietsch wehrt ab

Nach dem heftigen Einsatz gegen Nazigegner bei einer Demo stellt sich der Polizeipräsident hinter seine Beamten

Polizeipräsident Dieter Glietsch stärkt seinen Beamten den Rücken: Beim von Kritikern als brutal bezeichneten Polizeieinsatz bei den Protesten gegen einen Naziaufmarsch sei korrekt vorgegangen worden, sagte Glietsch gestern im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Es seien alle Videomaterialien der Gegendemonstrationen ausgewertet worden. Ihm lägen keine Erkenntnisse über unverhältnismäßiges Einschreiten vonseiten der Polizei vor.

Bei den Protesten am 19. August hatten über 500 Gegendemonstranten versucht, sich mit Sitzblockaden den Neonazis in den Weg zu stellen. Laut Augenzeugen sind einige Beamte bei der Räumung unverhältnismäßig brutal vorgegangen. Auch Reizgas kam zum Einsatz.

Glietsch widersprach: Wenn die Gegendemonstranten trotz mehrmaliger Aufforderungen Widerstand gegen Polizisten leisten, könne der Einsatz von Zwangsmitteln durchaus gerechtfertigt werden. Es lägen bisher auch keine Strafanzeigen gegen Polizisten vor.

Im Kampf gegen den Rechtsextremismus sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD), dass seine Behörden gegen Mitglieder der verbotenen rechtsextremen „Kameradschaft Tor“ in Lichtenberg ermitteln. Es gebe Anzeichen, dass die Organisation weiter betrieben werde, so Körting. Insgesamt seien jedoch die Aktivitäten der rechtsextremen Szene in diesem Jahr eher rückläufig. Es gebe weder neue Kameradschaften noch neue Führungspersonen. Beim Naziaufmarsch am 19. August seien nur deshalb rund 200 Teilnehmer zusammengekommen, weil die Berliner personelle Unterstützung aus Sachsen und Sachsen-Anhalt erhielten. FELIX LEE