der rechte rand
: Volksbewusster Nachwuchs

Auf der Homepage sind fröhliche Kinder und Jugendliche zu sehen, in pfadfinderähnlicher Kluft inmitten schöner Natur. „Schicken Sie ihre Kinder zu uns!“, lautet ein Slogan. Eine Pfadfindergruppe jedoch ist der dahinter stehende eingetragene Verein nicht. Schon im Namen schwingt die Ausrichtung mit: „Heimattreue Deutsche Jugend“ – HDJ. Die politische Orientierung der HDJ, die von NPD-Kadern mitgetragen wird, wird nicht verheimlicht: „Eltern aufgepasst“, heißt es da, eine „Schar von internationalistisch/multikulturell gesinnten ‚LehrerInnen‘“ übernehme „einen Großteil der Erziehung“. Die Kinder, so die Warnung, würden zu „multikulturell denkenden ‚Weltbürgern‘ geformt“.

Ihren Hauptsitz hatte die HDJ zunächst in Kiel, inzwischen in Berlin. Seit Anfang dieses Jahres sind „neue Einheiten“ in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gegründet worden; die „Leitstelle Nord“ ist über ein Hamburger Postfach zu erreichen. Mit Fahrten und Zeltlagern soll bei Kindern ab 7 und Jugendlichen bis 25 Jahren eine „heimat- und volksbewusste Einstellung“ verankert werden. Sollen aus ihnen doch „volksbewusste Deutsche“ werden, die wissen, dass es ohne Adolf Hitler keinen VW-Golf gäbe.

Mitte August richtete die HDJ im ostwestfälischen Fromhausen ein Zeltlager mit mehr als 100 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus. Auch Norddeutsche waren auf die Wiese nahe der Externsteine, einer früheren germanischen Kultstätte, gekommen. Am Eingang eines selbst gebauten Holzforts hing ein Schild: „Der Heimat und dem Volk treu“. Mitgestaltet hatte das Camp Gerd Ulrich, Mitglied des NPD-Ordnerdienstes. Zwischen den Jurte-Zelten bewegten sich Mädchen mit langen Haaren und bodenlangen blauen Röcken und Jungs in Hemd und Knickerbockern. An ihren Gürteln hingen Fahrtenmesser der HDJ, mit ihrem Symbol: einer roten Flamme in rotem Kreis auf schwarz-weißem Grund. Solche Zeltlager soll auch der NPD-Direktkandidat Andreas Theißen aus dem mecklenburgischen Langenheide bei Lübtheen auf seinem Anwesen veranstalten.

Gezielt spricht die HDJ Mädchen an: Sie sollten bei Partys keinen Alkohol trinken, weil „Memmeth“ das dann ausnutze. Ein Aussteiger sagt, die rechte „Szene“ schicke ihre Kinder gerne zur HDJ – zwecks „ideologischer Erziehung und körperlicher Ertüchtigung“.

Die HDJ erinnert an die „Wiking Jugend“, die 1994 wegen ihrer Wesensverwandtschaft mit der Hitler-Jugend verboten wurde; eine versuchte Aufhebung des Verbots scheiterte 1999. Ein Jahr später dann soll schon die HDJ aktiv geworden sein. Und Kader der Wiking-Jugend sind bei der HDJ bereits aufgefallen.