vor ort
: HOLGER PAULER über einen neuen Szenetreff der Neonazis in Düsseldorf-Garath

Neonazis feiern gerne, laut und heftig. Die Düsseldorfer können davon ein Liedchen singen. Leider kein allzu schönes: Seit der Wiedereröffnung der Gaststätte „Snoopy‘s“ am S-Bahnhof Düsseldorf Garath dröhnen noch mehr Rechtsrock und rechtsradikale Parolen durch die Straßen der Stadt. Konzerte und Partys haben Hochkultur. Vor kurzem trat unter anderem sogar die europaweit bekannte Rechtsrock-Band „Oidoxie“ aus Dortmund im Snoopy‘s auf. 120 Leute wollten die vorbestraften Rechtsrocker sehen, so die Düsseldorfer Antifa. Die Polizei griff nicht ein, war nach Angaben des Verfassungsschutzes allerdings mit einigen V-Leuten vor Ort.

Auf das Konzert der Rechtsrocker waren die Behörden offenbar nicht wirklich vorbereitet: Dass die Band aufgetreten ist, sei „überraschend“ gewesen, sagte Dagmar Pelzer, Sprecherin des NRW-Innenministeriums. Immerhin ist vor dem Dortmunder Amtsgericht seit September vergangenen Jahres eine Anklage gegen Oidoxie-Sänger Marko Gottschalk anhängig – wegen Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung. Doch der Prozess konnte damals nicht stattfinden, weil der Hauptbelastungszeuge krank wurde. Einen neuen Termin gibt es bis heute nicht. Die Anklage gegen Gottschalk sei zwar noch aktuell, sagte ein Sprecher des Dortmunder Amtsgerichts. Allerdings gebe es noch kein Urteil. Also darf der Rechtsrocker vorerst weiter auftreten – gerne auch in Düsseldorf.

Die Verbindungen sind dabei offenkundig: Betreiber des Snoopy‘s ist der Sänger der Garather Rechtsrock-Band „Non Plus Ultra“ (NPU), Marcel Spieß. Die Band tritt auch gerne mal im Vorprogramm von Oidoxie auf. Das Snoopy‘s dient außerdem als Sammelstelle der rechtsextremen Düsseldorfer Szene. Aufkleber mit Werbung für die seit dem Jahr 2000 in Deutschland verbotene internationale Neonazi-Organisation „Blood & Honour“ lägen dort herum, heißt es in einer Mitteilung der Antifa.

Diverse Stammgäste hätten außerdem am Düsseldorfer Neonaziaufmarsch am 3. Juni 2006 teilgenommen – und seien auch bei Spielen von Fortuna Düsseldorf anzutreffen. Und nicht nur dort: Das ‚La Goulette‘ auf der Roßstraße in Derendorf gilt als Stammlokal der neonazistischen „Nationalen Front Düsseldorf-LDU“ – einem kruden Zusammenschluss militanter Neonazis.

Über die Bedeutung des Snoopy‘s für die rechte Szene sind sich die Behörden noch nicht einig. Während der NRW-Verfassungsschutz den Stellenwert der Kneipe herunterspielt – „potenzieller Anziehungspunkt ja, Szenetreff nein“, – hat der Düsseldorfer Staatsschutz weiterführende Erkenntnisse: „Wir wissen, dass das Snoopy‘s sich seit der Übernahme eines neuen Pächters im März zum Szenetreff der Düsseldorfer Neonazi-Szene entwickelt hat“, sagt ein Polizeisprecher. Allerdings achte der Besitzer penibel darauf, dass die Auflagen von Polizei und Ordnungsamt eingehalten würden. Das heißt: alle Konzerte seinen bis jetzt angemeldet worden, die Sperrstunde wurde eingehalten, verbotenes Material konnte noch nicht beschlagnahmt werden. „Wir behalten die Sache im Auge.“