Aktion Schulhof

Die NPD will im mecklenburg-vorpommerschen Wahlkampf an die Jungwähler ran und verteilt CDs „mit dem vollständigen Lied der Deutschen“. Bei den Veranstaltungen der Konkurrenz fallen die Rechten unangenehm auf

Je näher der Wahltermin in Mecklenburg-Vorpommern rückt, desto größer werden die Anstrengungen der NPD. Vor den Schulen wollten sie gestern ihre neue CD „Hier kommt der Schrecken aller linken Spießer und Pauker“ verteilen. Den Termin für den „Landesweiten Schulhof-CD-Aktionstag“ hatte NPD-Wahlkampfleiter Holger Apfel schon lange angekündigt. Die Schulen waren daher vom Kultusministerium vorgewarnt.

Die Warnung wiederum schreckte auch die NPD auf. In Hagenow begann die Partei darum schon vorgestern mit der Verteil-Aktion. Bereits zuvor hatten sie die CD mit „antikapitalistischen Rechtsrockliedern, nationalen Balladen und dem vollständigen Lied der Deutschen“ ab und zu vor Schulgebäuden verschenkt. An Infoständen, von denen sie weit über 100 im Land ausgerichtet haben wollen, seien ihnen die CDs gar „aus der Hand gerissen“ worden. So jedenfalls Apfel, der ankündigte, die CD nachzuproduzieren. Die Erstauflage von 25.000 Stück reiche kaum.

Die Hoffnung der Partei, dass gerade die 18- bis 25-Jährigen bei ihr das Kreuz machen, ist gar nicht so unberechtigt. 2004 wählten in Sachsen 21 Prozent jener Altersspanne die NPD, wie Apfel betont, der seitdem auch sächsischer NPD-Fraktionsvorsitzender ist. „Die Erfahrungen der letzen Wochen zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind“, so Apfel. Auch die jüngste Umfrage von Infratest-Dimap lässt die NPD hoffen. Jeder zehnte Wahlberechtigte gab an, in jedem Fall oder möglicherweise NPD zu wählen. So pendeln die Daten zwischen fest vier und wahrscheinlich sechs Prozent.

Mit dem „ganze Verteufelungstheater“, erklärt der mecklenburg-vorpommersche Spitzenkandidat Udo Pastörs, hätten die „selbst ernannten Demokraten“ die Jugendlichen nicht „in die Irre“ geführt. Die Berichte über Übergriffe und Bedrohungen von NPD-Wahlhelfern (auch in der taz) bewertet seine Partei als „gedruckte Lügen“ und deutet an, bei Infoveranstaltungen mit der SPD-Kandidatin Margret Seemann erneut auflaufen zu wollen. Ein Bild der Landtagsabgeordneten erschien auf der NPD-Website.

Am Samstag, berichten Besucher, griffen Neonazis bei einem Anti-Rechts-Konzert in Lübtheen Gäste an. Bei einer CDU-Veranstaltung mit dem bayerischen Innenminister Günther Beckstein in Grevesmühlen musste die Polizei NPD-Sympathisanten hinaus bitten. Ob dieses Auftreten die Partei Sympathien kostet, wird sich zeigen. Andreas Speit