Virtuelle Trauerfeier

In der „World Of Warcraft“ wird morgen weltweit des verstorbenen australischen Tierfilmers Irwin gedacht

Okay, ein Staatsbegräbnis ist es dann doch nicht geworden für Steve Irwin. Das hätte der „Crocodile Hunter“ nicht gewollt, sagte sein Vater, und so fand die Beerdigung des von einem Stachelrochen ins Jenseits beförderten australischen Extremtierfilmers im Familienkreis statt.

Was Irwins Anhänger aber nicht davon abhält, eigene Trauerfeiern zu veranstalten. Und zwar nicht nur in der echten, sondern auch in der virtuellen Welt, genauer: In der „World of Warcraft“. Für alle, denen „Warcraft“ kein Begriff ist: Das Multiplayer-Online-Rollenspiel handelt vom fiktiven Land Azeroth, ein von Elfen, Kriegern und anderen Fantasygestalten bevölkerter Ort. Rund sechs Millionen Menschen sind registriert, um gemeinsam Aufgaben zu lösen oder Kämpfe auszutragen.

Berührungspunkte mit der realen Welt gibt es schon länger: Besonders seltene Gegenstände aus der „World of Warcraft“ werden für echtes Geld bei eBay versteigert.

Zudem existiert eine verschworene Spieler-Community, die regelmäßig Real-Life-Treffen organisiert sowie zahllose Fanseiten und Nutzerforen betreibt. Dort gab es dann auch den Vorschlag für die Trauerfeier. Der Nutzer BobbRobb, ein Ork aus dem Frostwolf-Clan, schrieb: „Wir sollten Steves azerothianische Seele zur letzten Ruhe betten, deswegen schlage ich vor, am Zoram-Strand eine Gedenkfeier abzuhalten. Wir könnten ihm zu Ehren ‚Crikey‘ rufen und danach gemeinsam tanzen und im Meer schwimmen.“

Nach einigen Diskussionen („Wie wäre ein Ort, an dem es auch Krokodile gibt?“), konnte man sich auf die Eckdaten einigen: Die Zeremonie wird nun in der Nacht zu Samstag um 3 Uhr (MEZ) am Southfury River in Durotar abgehalten, es haben bereits zahlreiche Nutzer ihr Kommen angekündigt.

Und so werden wohl Orks und Nachtelfen, Zwerge und Untote, Menschen und Trolle einträchtig beisammen stehen können. Steve Irwin wäre sicherlich sehr glücklich.

Gemetzel am Grab

Übrigens wird das Spektakel dieses Mal auf einem sogenannten PvE-Server abgehalten: einem Teil der „Warcraft“-Welt, an dem sich die Spieler nicht gegenseitig angreifen können – erinnern sich doch einige Spieler noch allzu gut an eine der letzten Trauerfeiern in Azeroth: Beim friedlichen Gedenken an die im echten Leben verstorbenen Fayejin kam es zu einem Überfall einer verfeindeten Spielergruppe. Die überraschte Trauergemeinde wurde fast gänzlich ausgelöscht, der Überfall auf Video festgehalten und im Internet verbreitet.

MICHAEL BRAKE