Militärische Ignoranz

Was weiß die Bundesmarine über Sinn und Zweck ihres Libanon-Einsatzes? Das Nötige? Nur das Allernötigste?

Wie oft haben wir schon gehört, „die Landkarte des Nahen Ostens“ müsse neu gezeichnet werden? Nun, mit bloßen Versprechungen hält sich die Bundesmarine nicht lange auf. Bevor sie mit acht Kriegsschiffen in Wilhelmshaven in See stieß, um in der Levante für Frieden zu sorgen, wurden die anwesenden Journalisten von der PR-Abteilung der Truppe mit den nötigen Informationen versorgt. Warum fahren wir? Wohin fahren wir? Was machen wir dort eigentlich? Aber immer der Reihe nach …

Warum fahren wir? Zur Beantwortung dieser Frage ist der Pressemappe eine instruktive Inhaltsangabe der UN-Resolution Nr. 1701 beigelegt, deren Umsetzung das vornehmste Ziel der deutschen Friedenskrieger ist. Merkwürdig nur, dass als Quelle kein Ministerium angegeben ist, sondern die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“.

Wohin fahren wir? Hier hilft ein flüchtiger Blick auf die offizielle Karte (siehe Foto), in die sich mindestens drei Fehler eingeschlichen haben. Erstens gibt es da keinen Suezkanal. Zweitens grenzt hier Jordanien im Süden nicht an Israel, sondern an Ägypten. Drittens zeichnet sich diese „neue Landkarte des Nahen Ostens“ vor allem dadurch aus, dass es keinen palästinensischen Staat gibt, nirgends. Trotz entsprechender UN-Resolution und der Tatsache, dass es sich bei Palästina um eine Konfliktpartei handelt. Im aktuellen „Atlas der Globalisierung“ schreibt der Geograf Philippe Rekacewicz, man könne auch „mittels einer Karte einem Volk das Existenzrecht bestreiten“. Womit hoffentlich nicht auch die letzte Frage beantwortet wäre, was wir dort eigentlich machen. ARNO FRANK