Leben auf dem Hausboot

Das Schicksal der Familie von Gersdorff ist kein Einzelfall, etliche Hausbootbesitzer befinden sich in der gleichen prekären Lage. Denn im wasserreichen Berlin gibt es nur wenige Hausbootsiedlungen: Die älteste befindet sich am Charlottenburger Tor. Weitere sind im Plötzenseer Kolk (Wedding), am Treptower Hafen, im Spandauer Ölhafen und in Müggelheim (Hohe Krampe). Insgesamt leben schätzungsweise 50 Menschen auf Hausbooten, die Hälfte davon auch im Winter. Die meisten Hausboote können sich nicht aus eigener Kraft bewegen, sie werden bei Bedarf von einem Schiff geschoben. Aus etwa fünf Millimeter dickem Stahl gebaut können sie auch bei Eis im Wasser liegen. Spätestens mit Ablauf des Schwimmfähigkeitszeugnisses muss ein Hausboot in die Werft: Dort wird der Rumpf mit einem Ultraschallgerät vermessen, dünne Stellen geflickt und der Unterwasseranstrich erneuert. Anschließend bekommt das Boot ein neues Schwimmfähigkeitszeugnis, je nach Zustand für fünf bis acht Jahre. Üblicherweise verfügen die Siedlungen über eine landseitige Strom- und Wasserversorgung, einige Hausboote haben Trinkwassertanks. Auch Fäkalien werden in Tanks gesammelt und von einem Fahrzeug oder einem Spezialschiff abgepumpt.