Etliche gehen noch

„Frankfurter Rundschau“ auf hartem Sparkurs: Durch Streichungen und Auslagerungen sollen quer durch die Abteilungen 200 Stellen wegfallen

VON HANNAH PILARCZYK

Vorsichtig ist Uwe Vorkötter geworden. Als Chefredakteur der Berliner Zeitung war er es gewöhnt, dass seine Mitarbeiter im Streit über die Übernahme durch ein internationales Investorenkonsortium nur allzu bereitwillig mit anderen Medienvertretern über Sparpläne und Protestaktionen im Hause sprachen – konnte die Zeitung doch alle Solidarität im Kampf gegen die Heuschrecken gebrauchen. Da schrieb der Chef auch schon mal selbst Brandbriefe gegen die neuen Besitzer.

Seit Vorkötter zur Frankfurter Rundschau (FR) gewechselt ist, ist Schluss mit dieser Offenheit. Penibel achtet er darauf, was von den Spar- und Umstrukturierungsplänen für die nach wie vor angeschlagene Rundschau an die Öffentlichkeit gelangt. Noch letzte Woche trat er in Frankfurt im Presseclub an, um über die Zukunft der FR zu reden – und dann doch nichts zum Abdruck freizugeben. Doch schon am Wochenende machten erste Gerüchte über Personalabbau die Runde. Gestern verkündete schließlich Geschäftsführer Karlheinz Kroke auf einer Betriebsversammlung offiziell die schlechten Nachrichten: Rund 120 Entlassungen sind geplant, weitere 80 Stellen sollen durch Auslagerung wegfallen. Der größte Personalabbau soll dabei in der Druckerei erfolgen. 50 bis 65 Stellen fallen dort weg, so Kroke zum Fachdienst epd Medien. Doch auch Streichungen in der Redaktion stehen an. 13 befristete Arbeitsverträge würden nicht mehr verlängert. Außerdem würden alle Außenredaktionen im Frankfurter Umland auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft. Danach werde man größere Einheiten für die regionale Berichterstattung bilden, wobei es auch zu Kündigungen kommen werde.

Das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main hatte die Zahl seiner Mitarbeiter bereits von 1.650 im Jahr 2001 auf 720 zum Ende des Jahres 2005 gesenkt. Nun sollen neben weiteren Stellenstreichungen vor allem zahlreiche Auslagerungen die FR endlich zu mehr wirtschaftlicher Stabilität führen. So soll in der Anzeigenabteilung 28 Mitarbeiter gekündigt und der Verkauf künftig nur noch mit Handelsvertretern bestritten werden. Große Teile des Innendienstes werden indes an ein Call-Center vergeben. Die Abteilungen Rechnungswesen, Einkauf und Verwaltung sollen komplett von einer neuen GmbH betreut werden. Betriebsbedingt gekündigt würden 19 Mitarbeiter aus dem Empfangsdienst, der ebenfalls outgesourct werde. Kroke erklärte, auch auf der Management-Ebene werde „quer durch alle Verlagsabteilungen“ Personal abgebaut.

Das Konzept soll einen „nachhaltigen Spareffekt in zweistelliger Millionenhöhe“ bringen und innerhalb eines Jahres umgesetzt werden, sagte Kroke epd Medien weiter. Er betonte, die Sanierung sei nicht von der Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg veranlasst, die im Juli die Mehrheit an der FR erworben hatte. Der Plan sei zwingend, weil sich das nationale Anzeigengeschäft im Jahr 2006 nicht wie erwartet entwickelt habe. „Die wirtschaftliche Sanierung und die Produkterneuerung müssen zu einem harmonischen Ganzen gefügt werden“, sagte der Geschäftsführer weiter. „Nur mit neuen Leserschichten können Auflagen- und damit auch Anzeigenzuwächse erreicht werden.“ Hier spielten auch Überlegungen zu einem Umstieg auf das Tabloid-Format eine große Rolle.