„Jünger als die Grünen selbst“

Der 22-jährige Malte Spitz will für den Vorstand der 26 Jahre alten Partei kandidieren. Er will die internen Kämpfe der Älteren überwinden und die Kontakte zu Attac verbessern

taz: Herr Spitz, Sie wollen sich auf dem Grünen-Parteitag Anfang Dezember für einen der sechs Posten im Bundesvorstand bewerben. Warum?

Malte Spitz: Ich will dem Argument entgegentreten, die Grünen seien das Projekt einer einzelnen Generation. Ich wäre der erste Kandidat, der jünger ist als die Grünen selbst – die sind 26 Jahre alt, ich selbst bin 22. Und ich finde, wir Jungen sollten im Vorstand vertreten sein. Außerdem will ich meine Themen in der Partei voranbringen: Demografie, Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie Medien.

Sind Sie Kind der Grünen?

Nein. Meine Eltern waren normale, kleinstädtische Bürger. Ich war nie auf einer Gesamtschule, habe erst den Realschulabschluss gemacht und dann ein katholisches Jungeninternat besucht.

Was machen junge Grüne anders als alte Grüne?

Junge Leute sind allgemein offener und noch nicht so sehr durch interne Kämpfe ausgebrannt. Bei Älteren geht das ja manchmal so weit, dass man nicht mehr miteinander spricht. Und wir Jungen haben einen besseren Riecher für neue Themen.

Was würden Sie als Vorstand anders machen?

Ich würde eine stärkere Partnerschaft zu jungen Organisationen suchen, beispielsweise zu Attac.

Warum machen das die etablierten Grünen nicht?

Für einige grüne Funktionsträger sind die Leute von Attac linksradikale Steinewerfer auf G-8-Demonstrationen. Von denen hat man sich gerade erst erfolgreich distanziert. Joschka Fischer und Jürgen Trittin werden heute nicht mehr gerne an ihre linksradikalen Zeiten erinnert.

Sind die urgrünen Themen noch aktuell?

Natürlich, mehr denn je. Umweltschutz ist aktuell und wird es auch noch in 20 Jahren sein. Ein weiteres urgrünes Thema ist die Frauen- oder Genderpolitik. Da treten die Grünen manchmal zu leise auf. Das Thema ist zur Zeit in der Politik ziemlich unsexy.

Wie meinen Sie das?

Wenn jemand sagt, wir müssen auch an die Frauen denken, und das dann noch eine Frau ist, dann wird sie gleich abgestempelt.

Stattdessen?

„Gender-Mainstreaming“ ist ein viel zu vager Begriff, wir müssen den nach unten runterbrechen. Wenn zum Beispiel die Moderatorin Eva Herman fordert, die Frauen müssten zurück an den Herd, dann hat das nichts mit der Lebenswelt vieler junger Frauen zu tun. Wir müssen fragen: Wie kann eine junge Studentin, wenn sie ein Kind hat, ihr Leben weiter so führen, wie sie will – egal, ob mit Mann oder ohne?

Sind Sie Fundi oder Realo?

Ich war schon auf Treffen von Fundis, die haben sich übrigens im Fünf-Sterne-Hotel getroffen, und auf Treffen von Realos, deren Versammlung fand im soziokulturellen Zentrum statt. Diese Einteilung ist für mich nicht mehr zeitgemäß.INTERVIEW: KATHARINA KOUFEN