„Alle waren sehr offen und sachlich“

Kenan Kolat, Bundeschef der Türkischen Gemeinde, ist von der Konferenz positiv überrascht. Aber es hätten praktizierende Muslime gefehlt

taz: Herr Kolat, Sie kommen gerade aus der Islamkonferenz. Wie war die Stimmung dort?

Kenan Kolat: Die Stimmung war bei allen Teilnehmern sehr gut. Wir haben fast alle wichtigen Themen miteinander besprochen. Dabei waren alle sehr sachlich und offen. Von der Regierungsseite gab es zwar auch Wortmeldungen, sie hat aber vor allem zugehört. Davon war ich positiv überrascht. Ich bin froh, dass es zu dieser Zusammensetzung gekommen ist. Es war ein guter Anfang und wir werden den Dialog fortsetzen.

Worüber haben Sie gesprochen?

Wir haben ganz allgemein über unser Zusammenleben in Deutschland gesprochen. Es ging darum, wie man das islamische Leben hier besser organisieren kann. Wir werden darauf dann in Arbeitsgruppen genauer eingehen. Wir haben bei der Konferenz alle Themen, über die in den Arbeitsgruppen diskutiert werden soll, zumindest einmal angerissen.

Wie wird die Arbeit jetzt weitergehen?

Anfang November treffen sich zum ersten Mal die vier Arbeitsgruppen, die wir gebildet haben. Dort wird die Diskussion dann weitergeführt. Die Arbeitsgruppen werden sich mit der Gesellschaftsordnung befassen und auch mit dem Verfassungsrecht. Es wird um Sicherheit, Religionsunterricht, Wirtschaft und Medien in Bezug auf den Islam gehen. Die Arbeitsgruppen sollen sechsmal im Jahr tagen. Dann wird sich zeigen, ob wir wirklich zu einem Konsens kommen können.

Haben Sie das Gefühl, dass bei der Konferenz die richtigen Gesprächspartner zusammengekommen sind?

Ja. Ich denke, dass die Zusammensetzung schon sehr ausgewogen war. Die wichtigen muslimischen Organisationen waren ja vertreten. Einen Kritikpunkt gibt es aber trotzdem: Es waren nur sehr wenig praktizierende Muslime da. Ich denke, sie haben nur etwa einen Drittel der Teilnehmer ausgemacht.

Welches Thema, über das gesprochen wurde, finden Sie besonders wichtig?

Die Mozart-Oper. Mein Vorschlag, dass wir uns die Oper alle zusammen angucken, wurde einstimmig angenommen. Wenn das Stück nicht wieder in den Spielplan genommen wird, werde ich der Intendantin einen Brief schreiben und sie bitten, uns das Spiel noch einmal vorzuführen. Dass wir uns in dem Punkt einig waren, hat mich sehr gefreut. Wie alles andere weitergeht, müssen wir jetzt abwarten.

INTERVIEW: SOPHIE HAARHAUS