Besuch des alten Kameraden

Im Rahmen ihres „Dönitz-Jahres“ tagt Vertriebenen-Nachwuchsorganisation im Hamburg-Haus. Ans Rednerpult hat sie einen notorischen Leugner der deutschen Kriegsschuld geladen

von ANDREAS SPEIT

Eine weite Anreise wäre es nicht. Aber vielleicht muss General a. D. Gerd Schultze-Rhonhof am Samstag auch gar nicht in Buxtehude losfahren, um im Eimsbüttler Hamburg-Haus beim „Herbstdiskurs im Norden“ des „Bundes Junges Ostpreußen“ (BJO) als Referent aufzutreten. „Dass Herr Schultze-Rhonhof eingeladen ist, wussten wir nicht“, sagte gestern der zuständige Gebäudemanager beim Bezirksamt Eimsbüttel. Das Amt prüft nun, ob es den Mietvertrag auflösen kann.

Am Nachmittag hatte das „Bündnis gegen Rechts“ aus Antifa-Projekten, GAL und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes das Bezirksamt über die Ausrichtung der Tagung informiert. Bei diversen rechtsextremen Organisationen hat Schultze-Rhonhof, einst Generalmajor der Bundeswehr, bereits über die angeblichen Ursachen des Zweiten Weltkriegs referiert. Er leugne die deutsche Kriegsschuld, sagt Felix Krebs vom Bündnis, und behaupte, „das Deutsche Reich sei von den Nachbarstaaten in den Krieg getrieben worden“.

Auch morgen soll der Ex-General über die „Vorgeschichte von Flucht und Vertreibung“ sprechen – entsprechend seinem Bestseller „1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte“. Dass das Buch laut FAZ nur „Abstruses“ liefert, stört einschlägig Interessierte nicht: Ihnen gilt der Schultze-Rhonhof längst als Kronzeuge. So hat er in der DVU-nahen Deutschen National Zeitung geäußert, die „Nachkriegsgeschichtsschreibung“ bringe „ausschließlich die Deutschland belastende Perspektive“. Gerade „die jungen Deutschen“ will der „meinungsfreudige General“ (National-Zeitung) darüber aufklären, „was mit uns gespielt wurde und wird“. Umso mehr dürfte ihn die Einladung der Jugendorganisation der Landsmannschaft Ostpreußens gefreut haben. „Die BJO verdreht ständig Ursache und Wirkung, Opfer und Täter“, sagt Kritiker Krebs.

Die morgige Veranstaltung ist Teil des Gedenkjahres, das der BJO 2006 für den hitlertreuen Großadmiral Karl Dönitz ausgerichtet hat. Die Idee für die Ausrichtung des Nachmittags scheint der BJO-Nord um Stefan Kieke beim Jahrestag der Landung der Alliierten im vergangenen Jahr gekommen zu sein: Da seien die „deutschen Opfer des Krieges“ nicht vorgekommen, heißt es in der Einladung. Und so ist der jährliche Herbstdiskurs, lässt Kiekel wissen, „den Opfern des Bombenterrors, dem einfachem Landser, (...) den Heimatvertriebenen, Verschleppten, Entrechteten und Erschlagenen“ gewidmet. Als zweiter Referent ist Albrecht Laue geladen, Vorsitzender des „Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa e. V.“. Diese Gruppierung mit Sitz in Hamburg arbeitet Krebs zufolge mit der HIAG zusammen – der „Hilfsorganisation von ehemaligen Waffen-SS-Angehörigen“.

Ob die Veranstaltung wirklich im Hamburg-Haus stattfindet, ist offen: Wiederholt sind Events mit Schultze-Rhonhof nach Protesten ausgefallen. Zur Sicherheit hat die GAL nachmittags eine Kundgebung angemeldet. Beginn: 16 Uhr.