Gegen Streubomben

Das Internationale Rote Kreuz fordert ein Ende des Einsatzes dieser Waffen. Ein Drittel der Opfer sind Kinder

GENF/NEW YORK ap/rtr ■ Das Internationale Rote Kreuz hat sich gestern für ein sofortiges Ende des Einsatzes von Streubomben ausgesprochen. Diese bekanntermaßen ungenauen und unzuverlässigen Waffen hätten in Ländern wie zum Beispiel dem Libanon furchtbare Konsequenzen für die Zivilbevölkerung, erklärte Philip Spoerri, Direktor für Völkerrecht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Jeden Tag würden dort auch nach dem Ende der Kampfhandlungen Menschen durch die Streubomben getötet oder verletzt. Die britischen Organisation Landmine Action schätzt die Zahl der Minenopfer auf drei bis vier pro Tag. Ein Drittel davon seien Kinder. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass 98 Prozent der Opfer Zivilisten sind.

Israel hat bei den Kämpfen im Juli und August im Libanon rund vier Millionen Streubomben zum Einsatz gebracht. Dabei handelt es sich um Pakete von 200 bis 600 Sprengsätzen, die in Bomben oder Artilleriegranaten gepackt und gegen Infanterie- oder Panzereinheiten eingesetzt werden. Die Sprengsätze einer Granate oder Bombe decken dabei eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes ab, wenn sie explodieren. Allerdings explodieren meist 10 bis 15 Prozent der Sprengsätze nicht sofort, manchmal sind es sogar bis 80 Prozent. Bei der kleinsten Berührung können sie dann aber doch noch explodieren.

Die herumliegenden und noch nicht detonierten Sprengsätze bilden eine große Gefahr. „Es ist einfach inakzeptabel, dass Menschen in ihre Häuser oder auf die Felder zurückkehren sollen, die mit explosivem Müll übersät sind“, sagte Spoerri. Auch Hilfen in Kriegsgebieten und der Wiederaufbau würden dadurch erschwert. Durch den Einsatz dieser Bomben wurden und werden nach Angaben des IKRK Menschen unter anderem in Afghanistan, im Irak und in Laos getötet.

Eine Initiative des IKRK, wonach diejenigen Länder, die solche Waffen einsetzen, auch die nicht detonierten Sprengsätze räumen sollen, wurde bislang nur von zwanzig Staaten unterstützt. Die USA und Israel gehören nicht dazu. Ein Versuch der US-Demokraten, dem Pentagon den Einsatz dieser Waffen zu untersagen, scheiterte im September im Senat.