Typisch Roger

Wechsel an der Spitze von Sat.1: Unterhaltungschef Matthias Alberti löst Roger Schawinski als Senderchef ab

Nach Lisa Plenske verlässt auch Roger Schawinski Sat.1. Doch anders als der Abgang der „Verliebt in Berlin“-Hauptfigur wird die Demission des Geschäftsführers kein Quotenloch reißen: Nachfolger Matthias Alberti steht für Kontinuität, er hat als Unterhaltungschef maßgeblich einige der wichtigsten und zum Teil auch erfolgreichsten Projekte während Schawinskis Amtszeit verantwortet. „Lasst uns weitermachen“, soll der 43-Jährige denn auch gestern morgen vor versammelter Belegschaft als Losung ausgegeben haben.

Im Schatten der ARD-Hauptversammlung (siehe Text rechts) und ohne lauteres Branchengemurmel im Vorfeld verkündete Schawinski gestern seinen Rückzug. Nach drei Jahren an der Spitze verlässt er den Privatsender zum 31. Dezember. Offiziell wäre sein Vertrag noch bis Mitte 2007 gelaufen. Dennoch kommt der Wechsel nicht überraschend: Der gebürtige Schweizer hatte stets betont, dass sein Engagement bei Sat.1 zeitlich begrenzt sei. „Ich bin ein Jahr länger geblieben, als ich eigentlich vorhatte, und habe mich nun entschieden, meinen Vertrag nicht noch ein weiteres Mal zu verlängern, um neue berufliche Pläne zu verwirklichen“, sagte Schawinski gestern der dpa.

Als medialer Tausendsassa hat der 61-jährige Schawinski immer wieder die vielzitierten „neuen Herausforderungen“ gesucht. Nach dem erfolgreichen Einstieg als Moderator im Schweizer Fernsehen gründete er unter anderem das erste Privatradio und den ersten Privatfernsehsender des Landes. Doch auch bei Sat.1 fehlt es weiterhin nicht an anspruchsvollen Aufgaben: Nicht nur hat der Wechsel bei „Verliebt in Berlin“ den Quotenhöhenflug des Senders in einen Sinkflug verwandelt. Auch andere ambitionierte Projekte wie die Serienformate „Bis in die Spitzen“ oder „Blackout“ fanden kaum Zuschauer. Flops wie Anke Engelkes „Anke Late Night“ sind bereits Fernsehgeschichte.

Ebenso hat auch Nachfolger Alberti in den letzten Monaten wenig Glück gehabt: die Casting-Show „You can dance“ („das Prioritätsprojekt für diesen Herbst“, so Alberti) wird vom Publikum weitgehend ignoriert. Doch das dürfte den Programmmanager kaum stören – hat er auf der Habenseite nicht nur etliche Erfolgsformate wie „Clever“ oder „Genial daneben“. Auch finanziell steht der Sender sehr gut da: Nach lediglich vier Millionen Euro Gewinn vor Steuern im Jahr 2003 verbuchte Sat.1 in den ersten neun Monaten dieses Jahres 127 Millionen Euro Gewinn vor Steuern – auch dank der günstig eingekauften US-Lizenzserien, mit denen Sat.1 mittlerweile erfolgreich den Sonntagabend bestreitet. Zumindest auf diesem Erbe Schawinskis kann Alberti sehr gut aufbauen. H. Pilarczyk