Körting macht Kindern Beine

Sportsenator Körting will vor allem den Breitensport fördern: Sport im Team lehre Jugendliche Sozialverhalten. Mit Großereignissen will er den Standort Berlin fit halten

Der Neue weiß, was er will. Ehrhart Körting, Innensenator und seit kurzem auch zuständig fürs Sportressort, möchte vor allem Jugendlichen Beine machen. „Sport ist für Jugendliche die Prävention an sich. Er gibt ihrem Leben Sinn und erzieht sie zu sozialem Verhalten“, sagte Körting gestern bei der Vorstellung des Sportberichts für die Jahre 1999 bis 2005. Der Senat werde auch künftig ein „vernünftiges Angebot“ für den Breitensport machen. Damit knüpft Körting an den Kurs seines Vorgängers Klaus Böger (beide SPD) an, der sich besonders für die Förderung desselben eingesetzt hatte.

Gleichzeitig kündigte Körting Neuerungen an. Der Sport müsse sich dem demografischen Wandel stellen. „Wir werden Senioren mehr Angebote machen. 80-Jährige nehmen heute so am Leben teil wie früher 60-Jährige.“ Der Bericht, der die Sportpolitik des Senats dokumentiert, listet mehrere Ideen auf. So müssten Vereine und Übungsleiter auf die Bedürfnisse von über 80-Jährigen vorbereitet werden. Auch müssten Angebote für alte Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt werden.

Doch die Finanznot bestimmen auch die Sportpolitik. Ein Beispiel: Manche der – für den Breitensport immens wichtigen – 64 Schwimmbäder bröckeln bedenklich, weil das verschuldete Land Sanierungen zurückstellte. Laut Sportverwaltung müssten rund 50 Millionen Euro in Reparaturen gesteckt werden. Woher das Geld kommen soll, ist unklar. Der jährliche Zuschuss an die Bäderbetriebe liegt bei gut 35 Millionen Euro im Jahr 2007 – er wurde seit 1999 (knapp 54 Millionen Euro) Schritt für Schritt gesenkt. Über das Schul- und Sportstättensanierungsprogramm steckt das Land pro Jahr rund 18 Millionen Euro in Sportplätze und -hallen. „Trotz aller Finanznöte haben wir die existenzielle Bedeutung des Sports nicht vergessen“, sagt Körting.

Die Opposition sieht das anders: „Die Schwimmbadnutzung durch Kitas und Schulen geht drastisch zurück“, kritisiert die grüne Abgeordnete Felicitas Kubala. Der Senat müsse prüfen, woran das liege – ob der Weg zum nächsten Bad für jede Kita kurz genug sei, ob die Nutzung kostenlos sei. „Rot-Rot betont zwar die Wichtigkeit des Breitensports, wird diesem Ziel aber nicht gerecht.“ so Kubala.

Körting wirbt unterdessen für Großereignisse, um Berlin fit für den touristischen Wettbewerb zu machen. „Sportevents gehören zu einer Metropole und machen sie attraktiv. Sie lohnen sich auch wirtschaftlich.“ Das beste Beispiel liegt ein halbes Jahr zurück. 15 Millionen Menschen besuchten Berlin während der Fußball-WM, das Sommermärchen schuf bis zu 10.000 zusätzliche Jobs, viele allerdings nur befristet. Das nächste Riesenereignis wird eine Nummer kleiner: die Leichtathletik-WM im Jahr 2009.

ULRICH SCHULTE