Hochfliegende Pläne für die Nalepastraße

Der Verwalter des DDR-Rundfunkgeländes plant Freizeitpark, Einkaufszentrum und Brücke zum Spreepark. Zwar hat der Bezirk das Projekt im Mai abgelehnt. Doch das Unternehmen sucht Aktionäre und ist im Gespräch mit dem Senat

Für das Gelände des ehemaligen DDR-Rundfunks in der Nalepastraße gibt es neue, hochfliegende Pläne. Es soll mit dem am gegenüberliegenden Spreeufer gelegenen Spreeparkgelände zu einem riesigen Freizeit- und Shoppingpark vereint werden. Das zumindest sind die Vorstellungen der vom neuen Eigentümer der Nalepastraße beauftragten Projektentwicklungsgesellschaften Meteor AG und Go East Invest SE. Für ihre Idee werben sie an der Börse um Anleger. Nach eigenen Angaben wollen sie 80 Millionen Euro Kapital akquirieren.

Go East Invest SE war im Auftrag der „Bau und Praktik GmbH“ aus Sachsen-Anhalt für die Vermarktung jenes Teil des ehemaligen Rundfunkgeländes zuständig, der nicht im Sommer für 3,9 Millionen Euro an die Keshet GmbH versteigert wurde. Inzwischen ist die Gesellschaft Aktionär der Meteor AG geworden, die die Projektentwicklung weiterbetreibt. Sie wollen die an der Spree gelegenen Teile des Areals vermarkten und eine Brücke zum Spreepark bauen, der am gegenüberliegenden Ufer liegt. „Wir haben den Moskauer Stararchitekten Sergej Tschoban mit Planung und Entwurf beauftragt. Der steht aber noch ganz am Anfang“, sagt René Schmidt von der Meteor AG der taz.

Wenn Besucher den Spreepark vom gegenüberliegenden Spreeufer aus erreichen können, „brauchen die Naturschutzauflagen nicht berücksichtigt zu werden, die Investoren bisher abgeschreckt haben“, sagt Schmidt. Und neben den Parkplätzen würden die Besucher zum Shoppen eingeladen werden, das bringe Synergieeffekte. Auch Autohäuser seien geplant.

Der Haken: Der Bezirk Treptow-Köpenick hat das Projekt bereits im Mai abgelehnt, wie Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) der taz bestätigt. „Planungsrechtlich besteht da keinerlei Chance.“ Daraufhin habe der Investor die Funkhäuser versteigert, das Vorhaben abgespeckt und verhandelt seitdem mit dem Senat, damit der dem Bezirk das Verfahren entzieht. „Das Spreeparkgelände ist mit 11 Millionen Euro verschuldet. Wenn wir dieses Geld übernehmen, haben wir gute Karten“, sagt ein Unternehmensvertreter, der nicht genannt werden will. Brigitte Schmidt von der Wirtschaftsverwaltung bestätigt Gespräche mit der Investorengruppe über die Nalepastraße, zu Inhalten will sie sich jedoch nicht äußern.

Manuela Damianakis, die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, kennt zwar eine Anfrage des Projektentwicklers nach einem Freizeitpark auf beiden Spreeufern. „Es gibt jedoch bisher keine handfesten Schritte der Firma, das planungsrechtlich festzuklopfen.“ Ein Einkaufscenter mit einer Verkaufsfläche ab 800 Quadratmetern erfordere einen Bebauungsplan. Eine Spreebrücke sei auch genehmigungspflichtig.

Die grüne Wirtschaftspolitikerin Lisa Paus kritisiert das Vorhaben: „Das Projekt des Investors hat kein Fünkchen Substanz. Berlin hat großflächigen Einzelhandel bereits im Überfluss, und der Standort ist mangels Hinterland dafür gänzlich ungeeignet.“ Die Tonstudios in der Nalepastraße wären hingegen in der Welt einzigartig. Investitionen in den Medienstandort wären deshalb eine Investition in die Zukunft Berlins. Marina Mai