Heuschrecken kreisen über Hamburgs Blätterwald

Proteste gegen Stellenabbau bei der Hamburger Morgenpost. Heute entscheidet Holding-Aufsichtsrats über Zukunft

Nach der gestrigen Betriebsversammlung der Hamburger Morgenpost (Mopo) sind die Sorgen in der Belegschaft über den geplanten Personalabbau von rund 20 Prozent nicht entkräftet worden. So wird die heutige Mopo-Ausgabe nach taz-Informationen mit einer Erklärung der Redaktion erscheinen, in der die Pläne der Eigentümer kritisiert werden. Teile der Mopo-Ausgabe sind zudem von der Redaktion des Berliner Kurier gefertigt worden, da die Produktion durch die Mopo-Redaktion aufgrund der Vielzahl an Versammlungen behindert war.

Mit Spannung wird die heutige Aufsichtsratssitzung der „BV Deutschen Zeitungsholding“ der Investorengruppe um den britischen Finanzjongleur David Montgomery erwartet, der die Mopo im Januar und nur wenige Monate zuvor den Berliner Verlag (Berliner Zeitung, Berliner Kurier) gekauft hatte. Auf der Sitzung sollen die Stellenschlüssel der Redaktionen von Mopo und Kurier ausgehandelt werden, die bereits die Mopo am Sonntag gemeinsam erstellen. Montgomery hat angekündigt, die Renditeerwartungen der Anleger um bis zu 21 Prozent steigern zu wollen – notfalls durch Stellenabbau. 20 Jobs stehen zur Disposition.

Unterdessen haben sich neben den Journalistengewerkschaften DJV und DJU auch die Fraktionschefs der Hamburgischen Bürgerschaft, Christa Goetsch (GAL), Bernd Reinert (CDU) und Michael Neumann (SPD) für die Mopo-Belegschaft stark gemacht. „Die Morgenpost spielt in der Hamburger Medienwelt und für die Meinungsvielfalt in der Stadt eine wichtige Rolle“, heißt es in ihrer Erklärung. „Vor diesem Hintergrund und zur Erfüllung der Kontrollfunktion der Medien halten wir eine Schwächung der Morgenpost unvertretbar.“ KVA