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: Kompromiss ums Homomahnmal?

Ursprünglich sollte das Mahnmal zum Gedenken an homosexuelle Opfer einseitig schwul gestaltet werden. Nach Protesten wird nun auch der Lesben gedacht. Ein Erfolg!

Dem Bau eines Mahnmals zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Berliner Tiergarten stünde nun nichts mehr im Wege – Kulturstaatsminister Bernd Neumann muss nur noch öffentlich erklären, dass er mit dem Kompromissvorschlag einverstanden ist – aber warum sollte er das nicht tun?

Eine überwiegend männliche Initiativgruppe für dieses Mahnmal hatte vor Jahresfrist mit Hilfe einer Jury einen Kubus des Künstlerpaares Dragset / Elmgreen auserkoren. Ein darin eingelassener Monitor zeigt ein sich küssendes Männerpaar. Alice Schwarzer, Maren Kroymann und mit ihnen 1.400 Lesben protestieren seit dem Spätsommer: Die exklusiv schwule Präsentation bringe das Leid von Lesben zum Verschwinden, argumentierten sie zurecht. Dragset / Elmgreen werden nun zustimmen, dass ihr Kussvideoclip nach zwei Jahren durch einen anderen Film ausgetauscht werden kann – der Initiativkreis des Mahnmals wie auch der Lesbenring haben dies gestern verkündet.

Möglich ist nun, dass der NS-Verfolgung gegen Schwule gedacht wird – und zugleich, wenn auch leider zeitlich etwas versetzt, als käme damit doch eine Hierarchie der Opfer zum Ausdruck, wird Lesben die Chance gegeben, die „Traumatisierung der Intimssphären“ ihrer Vorfahren unter dem NS-Regime wiedererkennen zu können. JAF