Kino am Vormittag

Bilanz des Schulprojekts „Im Kino NRW erleben“: Trotz großer Resonanz ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten

Manche Lehrer erkannten ihre Klasse nicht wieder. „Diese Konzentration auf ein Thema, und das bei einem Dokumentarfilm. Das ist für unsere Schüler schon ungewöhnlich“, begeisterte sich ein Förderschullehrer aus Bonn nach der Vorführung des Films „Was lebst Du?“ und der anschließenden Diskussion mit Regisseurin Bettina Braun. Die Vorstellung fand statt im Rahmen des Projekts „Im Kino NRW erleben“, bei dem in mehreren Städten NRWs neben Bettina Braun auch Schauspieler wie Peter Lohmeyer („Das Wunder von Bern“) oder etwa die Drehbuchautorin Ulrike Hund („Swetlana“) mit Schülern ins Gespräch kamen.

In rund 70 Kinos in 52 Städten hat das Projekt von September bis Dezember Jugendlichen mit Spiel- und Dokumentarfilmen 60 Jahre Landesgeschichte näher gebracht. Getragen wurde es von Vision Kino (Netzwerk für Film- und Medienkompetenz) sowie der Medienberatung NRW, in der die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland mit dem NRW-Schulministerium zusammenarbeiten.

40 Spiel- und Dokumentarfilme aus sechs Jahrzehnten, alle mit einem NRW-Bezug, hatten die Filmexperten zusammengestellt. NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) übernahm die Schirmherrschaft. Das Programm aus aktuellen Filmen und solchen, die erst wieder entdeckt werden mussten, wurde den Schulen als Unterrichtsmaterial für ihren „Lernort Kino“ an Vormittagen angeboten.

Über 13.000 Schüler beteiligten sich bis Jahresende an diesem Projekt. Ihre Lehrer hatten die Möglichkeit, sich in Informationsveranstaltungen zum Thema Filmarbeit in der Schule vorzubereiten. Trotzdem ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten, wie LWL-Projektleiterin Marlies Baak-Witjes berichtet: „Für viele Schulleiter zählt ein Kinobesuch noch immer als Unterrichtsausfall oder reine Unterhaltung, die auch in den Nachmittag verlegt werden kann. Die Erkenntnis, dass Film, genauso wie Literatur, ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur und damit unterrichtsrelevant ist, muss sich noch durchsetzen.“ HERA