Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs

DIW erwartet stetiges Wachstum. Höhere Mehrwertsteuer dämpft Konjunktur. Löhne könnten um 3 Prozent steigen

BERLIN taz ■ Die Zeichen verstärken sich, dass die deutsche Wirtschaft weiter wächst. „Wir befinden uns in einem nachhaltigen und kräftigen Wirtschaftsaufschwung“, sagte Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), gestern bei der Vorstellung der Konjunkturprognose für 2007 und 2008.

Nachdem die deutsche Wirtschaft 2006 unerwartet stark um etwa 2,3 Prozent gewachsen ist, erwartet das DIW in diesem Jahr zunächst einen Dämpfer: Nur 1,7 Prozent werde das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betragen. Hauptgrund sei die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent, die den Konsumenten in diesem Jahr real 20 Milliarden Euro Kaufkraft entzieht und einen Prozentpunkt beim Wirtschaftswachstum kostet.

Andere führende Institute sind mit Wachstumsprognosen von 1,3 bis 1,5 Prozent pessimistischer als das DIW. Schon 2008 wird die „Delle“ nach Ansicht des DIW überwunden sein und das BIP real wieder um 2,5 Prozent wachsen.

Motor des Wirtschaftswachstums bleibt der Außenhandel. Legten die deutschen Exporte 2006 um 11,6 Prozent zu, so werden sie 2007 um etwa 8 Prozent wachsen. Anders der private Konsum: „Die Konsumnachfrage wird 2007 auf dem Vorjahresniveau stagnieren“, sagte DIW-Forscher Stefan Kooths. Immerhin gebe es auf dem Arbeitsmarkt konjunkturbedingt eine leichte Wende zum Besseren. Das DIW erwartet in diesem und im nächsten Jahr etwa 300.000 zusätzliche Jobs, selbst wenn die Löhne real steigen: „Eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 3 Prozent würde die wirtschaftliche Entwicklung nicht belasten“, sagte DIW-Konjunkturchef Alfred von Steinherr. 2008 könnte die Zahl der Arbeitslosen dann im Durchschnitt unter die Vier-Millionen-Marke sinken. „Langzeitarbeitslose sind vom Aufschwung jedoch nicht betroffen“, stellte DIW-Chef Klaus Zimmermann lakonisch fest.

Der Aufwärtstrend ist vor allem eine gute Nachricht für die öffentlichen Haushalte. Die Neuverschuldung wird nach DIW-Berechnungen deutlich mit 1,2 Prozent vom BIP im Jahr 2007 und 0,6 Prozent 2008 deutlich unter dem Maastricht-Kriterium bleiben. Eindringlich appellierten die DIW-Forscher gestern, die hohen Steuereinnahmen nicht nur für den Schuldenabbau zu verwenden. „Das Geld sollte vor allem in Bildung, Wissenschaft und Forschung investiert werden“, sagte Alfred Steinherr.

TARIK AHMIA

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