Wasser marsch im Stadtbad

Nach jahrelangem Patt wird das leerstehende Stadtbad Oderberger Straße in Prenzlauer Berg an die Stiftung Denkmalschutz verkauft. Einer Sanierung zur Wellness-Oase steht nun nichts mehr im Wege

VON UWE RADA

Mögen Berlin und Brandenburg 2007 noch so sehr versteppen – in der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg heißt es: Wasser marsch! Der Sanierung des seit 1987 trockengelegten Stadtbades scheint jedenfalls nichts mehr im Wege zu stehen. Dies bestätigte gestern der Vorstand der Genossenschaft Stadtbad Oderberger Straße, Matthias Schindler.

Laut Schindler soll in Kürze ein Kaufvertrag zwischen der Genossenschaft und der Stiftung Denkmalschutz unterzeichnet werden. Die Stiftung will das 1902 errichtete denkmalgeschützte, aber marode Gebäude mit 5 Millionen Euro sanieren und dann der Schweizer Firma Kannewischer übertragen. Der wiederum soll das Bad zur Wellness-Oase ausbauen. Das Know-how ist jedenfalls da. In Burg betreibt das Unternehmen bereits die Spreewaldtherme.

Für die Genossenschaft ist die jetzige Lösung die beste, um aus dem bisherigen Patt herauszukommen. Das war entstanden, als Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vor einem Jahr eine EU-Förderung in Höhe von 5,1 Millionen Euro stoppte. Ohne die Förderung aber war das Sanierungskonzept der Genossenschaft, die das Bad für 100.000 Euro vom Liegenschaftsfonds gekauft hatte, nicht mehr realisierbar. Um einen Ausweg zu finden, verhandelte die Genossenschaft bereits seit Sommer mit der Stiftung Denkmalschutz. Eine Mitgliederversammlung hat dem Verkauf nun zugestimmt. Die Stiftung übernimmt das Gebäude für 100.000 Euro – und ermöglicht der Genossenschaft, ohne Verluste aus dem Projekt auszusteigen.

Ganz außen vor wollen die Genossen aber auch in Zukunft nicht bleiben. „Bis zum Baubeginn werden wir das Bad weiterhin als Ausstellungs- und Veranstaltungsort betreiben“, verspricht Schindler. Danach soll aus der Genossenschaft ein Unterstützerverein werden. Mit dem Betrieb als Wellnessoase hat Schindler kein Problem, im Gegenteil. Auch im Sanierungskonzept der Genossenschaft war Kannewischer als Betreiber im Boot. „Unser Hauptziel war es, das Stadtbad als Bad zu erhalten“, so Schindler.

Das sieht auch der neue Wirtschaftsstadtrat von Pankow, Michail Nelken (Linkspartei), so. „Das Wichtigste war, den Verkauf des Stadtbades an einen Hotel- oder Diskothekenbetreiber zu verhindern.“ Auch ein Spaßbad hätte Nelken, selbst Mitglied der Genossenschaft, nicht so gerne in der Oderberger Straße gesehen. Nun hofft er, dass die Sanierung bald beginnt.

Das aber kann noch eine Weile dauern. Als Erstes will die Stiftung Denkmalschutz noch einmal in die Bauplanung steigen. „Vor Herbst passiert da nichts“, schätzt Genossenschaftsvorstand Schindler. Doch dann könne es mit der Sanierung losgehen. Vielleicht hängt am Ende des Jahres dann ja eine riesige Plane an der Fassade im Stil der Neorenaissance – zum Beispiel mit der Aufschrift „Wasser marsch“.