Bücherhallen im Abseits

Weil am Domplatz nicht gebaut wird, müssen die Hamburger Öffentlichen Bücherhallen in ihrem Provisorium am Hühnerposten bleiben. Ob die Vertragsverlängerung gelingt, ist ungewiss

VON PETRA SCHELLEN

Die Domplatz-Bebauung ist vom Tisch, der Umzug der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) dorthin ebenfalls; was bleibt, ist Enttäuschung: Kurz vor dem Abschluss standen laut HÖB-Chefin Hella Schwemer-Martienßen die Mietverhandlungen für die neuen, 15.000 Quadratmeter großen Räume in der Innenstadt.

Jetzt wird sie sich weiterhin mit 12.000 Quadratmetern am Hühnerposten begnügen müssen: Aus der Traum von der problemlosen Integration der Kinder- und der Jugendbibliothek, die derzeit am Grindel und in den Zeisehallen residieren. Auch elektronische Lernarbeitsplätze und Ausstellungsareal wird sie absehbar nicht bieten können. „Für uns ist das eine schwierige Situation“, sagt die HÖB-Chefin, die sich von der Politik ein bisschen im Stich gelassen fühlt. Dass man die Bücherhallen lediglich als Publikumsmagneten am Domplatz haben wollte, sagt sie so zwar nicht. Dass man das Projekt arg schnell fallengelassen habe, findet sie allerdings schon. Immerhin hat sie viel Arbeit in das Projekt Domplatz gesteckt und sieht sich jetzt in ihrer Verhandlungsposition geschwächt: „Hätte ich, als wir 2003 von der Großen Bleichen für fünf Jahre an den Hühnerposten zogen, gewusst, dass wir hier bleiben, hätte ich sofort mehr Raum angemietet.“ Drei anstelle der jetzigen zwei Büchergeschosse zum Beispiel. Denn damals residierten weder das Goethe-Institut noch das Instituto Cervantes in den Oberschossen des ehemaligen Postgebäudes; Platz war also genug. Und der Investor, die Famos Projekt GmbH & Co. KG, brauchte einen so großflächigen Mieter wie HÖB, um das Areal zu beleben. Deren Umzug von der Großen Bleichen an den Hühnerposten hatte Famos deshalb komplett bezahlt.

Wie weit die finanzielle Großzügigkeit jetzt reichen wird, weiß allerdings niemand. „Wir haben lange versucht, HÖB am Hühnerposten zu halten“, sagt Famos-Geschäftsführer Raimund Schulz. „Aber die Politik hat immer abgewiegelt, sodass wir Gespräche mit anderen Interessenten aufgenommen haben.“ Museen und Hotels hätten sich für die Räume interessiert – zwar nicht für die von HÖB bespielten 12.000 Quadratmeter, wohl aber für Teilareale. „Es ist ja nicht so, dass wir HÖB loswerden wollen“, sagt Schulz, auf Mieterhöhungs-Pläne hin befragt. „Aber die anderen Mieter am Hühnerposten zahlen deutlich mehr.“

Eine Million Euro zahlen HÖB derzeit für ihre Räume. Ein Betrag, der vermutlich nicht wesentlich überschritten werden darf, wenn es nach der sparfreudigen Hamburger Kultursenatorin geht. Zwei Millionen hätte HÖB am Domplatz für die Miete aufbringen müssen – eine Summe, die die Kulturbehörde nicht aufbringen wollte.

Doch ganz ohne Geld wird die Neupositionierung der Bücherhallen nicht funktionieren: „Wenn wir eine Zentrale wollen, die Angebote für alle Altersgruppen bietet, müssen wir zusätzliche Räume anmieten, etwa im Erdgeschoss“, sagt Schwemer-Martienßen. Dafür könnte sie eine halbe Million Euro zusätzlich gut gebrauchen. Ob die Kulturbehörde, die HÖB in den letzten Jahren zu harten Einsparungen zwang, die freigeben wird, ist ungewiss. „Hierzu werden wir uns nach Beginn der Gespräche über die Zukunft der Bücherhallen äußern“, sagt ein Behördensprecher. Auch die Frage, ob der Ende 2008 auslaufende Mietvertrag verlängerungsfähig ist, wird dann zu beantworten sein.