Bürger für den Barden

Das „Bürgerbüro Berlin“ fordert die Ehrenbürgerschaft für Wolf Biermann. SPD soll ihre „taktische Feigheit“ beenden

Der „Verein zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur“ unterstützt den Antrag der Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus zur Verleihung der Berliner Ehrenbürgerwürde an den Liedermacher Wolf Biermann. Unter Hinweis auf die Ausbürgerung Biermanns 1976 aus der DDR warnte der als „Bürgerbüro Berlin“ arbeitende Verein gestern vor einer „zweiten Ehrenausbürgerung“ des heute 70-Jährigen.

„Wolf Biermann braucht als anerkannter Künstler und politisch unabhängig Handelnder die Ehrenbürgerschaft von Berlin nicht“, heißt es in der Presseerklärung des Vereins. „Aber Berlin braucht solche Bürger, die die Ehre der Stadt herstellten, als diese von den kommunistischen Diktatoren beschmutzt wurde.“ Der Verein forderte die SPD auf, „die unwürdige Politik der taktischen Feigheit vor dem Freund einzustellen“. In dem Verein sind unter anderem der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der Schriftsteller Ralph Giordano sowie die früheren DDR-Bürgerrechtler Bärbel Bohley, Katja Havemann und Rainer Eppelmann vertreten.

Der heute in seiner Heimatstadt Hamburg lebende Biermann würde sich über die Verleihung der Berliner Ehrenbürgerwürde freuen. Das hat er am Donnerstagabend am Rande einer Veranstaltung in der Berliner Akademie der Künste deutlich gemacht. In den Fraktionen der rot-roten Koalition in Berlin zeichnet sich dagegen eine eher ablehnende Haltung ab. Über den Antrag von CDU, Grünen und FDP wollen sie am Dienstag abschließend beraten. DPA