Dreckige Umwelt macht krank

Bessere Luftreinhaltung könnte europäische Sozialkassen jährlich um 42 Milliarden Euro entlasten

Chronische Erkrankungen wie Neurodermitis, Allergien und Asthma sind auf dem Vormarsch

BERLIN taz ■ Der Zustand der Umwelt hat auch konkrete Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Das macht der Umweltbericht deutlich: So wird die Luft durch Kraftwerke, Verkehr und Industrie weiterhin stark belastet: Feinstaubpartikel können das Lungenkrebsrisiko erhöhen und Erkrankungen von Atemwegen und Herz-Kreislauf-System hervorrufen. Stickoxide bilden Ozon, das Schleimhäute und Lunge beeinträchtigt; rund 10 bis 15 Prozent der Menschen reagieren darauf besonders empfindlich.

Eine bessere Luftreinhaltung könnte viele Erkrankungen verhindern. Die EU-Kommission schätzt, dass durch Emissionsminderungen bis zum Jahr 2020 mindestens 42 Milliarden Euro pro Jahr im Gesundheitssystem gespart werden könnten. Die Lebenserwartung in Deutschland würde sich bei geringerer Feinstaubbelastung um 2,7 Prozent verlängern.

Auch die Risiken durch Chemikalien nehmen zu: Während bei Kindern akute Erkrankungen, etwa durch Infektionen, in den Hintergrund treten, sind chronische Erkrankungen wie Asthma, Allergien und Neurodermitis auf dem Vormarsch. Untersuchung zeigen, dass Schadstoffe dafür mitverantwortlich sein könnten, so der Umweltbericht. Auch beim Rückgang der Spermiendichte bei Männern in Industrieländern vermuten Wissenschaftler hormonell wirkende Chemikalien als Ursache. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen schätzt, dass in der EU durch Allergien jedes Jahr sozioökonomische Kosten von 29 Milliarden Euro entstehen.

Auch dauerhaft hohe Lärmbelastungen erhöhen wissenschaftlichen Studien zufolge das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Rund 80 Prozent der Deutschen fühlt sich durch Verkehrslärm gestört; dabei wächst die Rolle des Flugverkehrs: Jeder Dritte empfindet ihn als Beeinträchtigung.

Auch die Gefahr durch UV-Strahlen ist noch nicht gebannt. Obwohl die Fluorchlorkohlenwasserstoffe, die die schützende Ozonschicht schädigen, seit 1995 nicht mehr eingesetzt werden, erreichte das Ozonloch 2005 erneut Rekordgröße. Nach Schätzungen wird es mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts dauern, bis die Ozonschicht wieder die Stärke von 1970 erreicht hat. MKR