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In dem Wintersportort Park City in Utah beginnt heute das Sundance Filmfestival. Eröffnungsfilm ist die Dokumentation „Chicago 10“ von Brett Morgen, in der es um Anti-Vietnam-Demonstrationen am Rand eines Demokraten-Parteitags 1968 in Chicago geht. Elf Tage dauert das von Robert Redford gegründete und heute von Geoffrey Gilmore geleitete Festival, das sich auf von Hollywood unabhängig produzierte Filme spezialisiert. Abschlussfilm ist „Life Support“ von Nelson George, ein Drama über Aids in New York. Insgesamt werden bei dem Festival 125 Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt, knapp die Hälfte davon sind Debüts.

Über die Schwerpunkte dieses Jahres sagte Gilmore im Gespräch mit der Los Angeles Times: „Nach einer Phase mit Filmen über persönliche Probleme und die eigene Nachbarschaft nehmen mehr Regisseure nun die weite Welt mit ihren vielen Konflikten ins Visier.“ So schildert die Dokumentation „Ghosts of Abu Ghraib“ die Misshandlung an inhaftierten Irakern, und in „Grace is Gone“ spielt John Cusack einen Familienvater, dessen Ehefrau im Irakkrieg ums Leben kommt.

Der Irakkrieg beschäftigt auch Clint Eastwood. Der Regisseur und Schauspieler hält ihn für einen Fehler der USA. „Was zur Hölle machen wir dort bloß?“, sagte der 76 Jahre alte Eastwood in einem Interview mit dem Hamburger Magazin Stern. Aus „ganz pragmatischen Gründen“ sei er nie für diesen Krieg gewesen. Selbst wenn Massenvernichtungswaffen im Irak existierten, „hätten wir einen anderen Weg finden müssen, an sie heranzukommen“. Er glaube nicht, dass es die Aufgabe der USA sei, die Welt von Diktatoren zu befreien. „Wir werden dabei verbluten.“ Ganz wollte Eastwood der Gewalt jedoch nicht abschwören: „Die meisten Konflikte lassen sich ohne Waffen lösen. Aber wenn jemand eine Handvoll Bomben wirft, bin ich keiner, der Gänseblümchen hochhält und vom Frieden träumt.“ Eastwoods neuer Film, „Flags of Our Fathers“ (siehe taz von gestern), handelt vom Krieg auf einer entlegenen Pazifikinsel und kommt heute in Deutschland ins Kino. Das aus der Sicht der japanischen Soldaten erzählte und ebenfalls von Eastwood gedrehte Pendant dazu, „Letters From Iwo Jima“, startet am 22. Februar.