Zeitplan für Topographie steht

Der Neubau für das NS-Dokumentationszentrum startet im Herbst 2007. Die Kosten hat das Bundesbauministerium auf 19 Millionen Euro kalkuliert. Der Flachbau wird finanziell nicht aus dem Ruder laufen – Kritik hagelt es dennoch

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das Gelände für den geplanten Neubau der Topographie des Terrors liegt – trotz frühlingshafter Temperaturen in Berlin – im Winterschlaf. Die Fläche gegenüber dem Abgeordnetenhaus, auf der das NS-Dokumentationszentrum entstehen soll, ist von Bauschutt und von Sandbergen frei geräumt. Schweres Gerät ist aber hinter dem Bauzaun nicht zu entdecken. Dennoch gibt es nach Auskunft des Bundesministeriums für Bauwesen und Raumordnung (BBR) jetzt einen Terminplan für den Baubeginn.

„Im Herbst 2007 soll mit den Arbeiten vor Ort begonnen werden“, sagt Bernhard Elias vom BBR. Derzeit würden noch Verträge mit den Firmen geprüft. Nach der Entscheidung des Architektenwettbewerbs im Januar 2006, den das Büro Heinle, Wischer & Partner (Berlin/Aachen) mit seinem Entwurf gewonnen hatte, waren Experten noch von einem früheren Baubeginn im Jahr 2007 ausgegangen.

Nach Angaben des BBR startet das Projekt dann mit „bauvorbereitenden Maßnahmen“. Mit der Fertigstellung der Topographie des Terrors rechnet Elias „wie verabredet“ im Jahr 2009. „Die Baukosten liegen jetzt bei rund 19 Millionen Euro“, betont er. Finanziert wird das Projekt vom Bund. Das Bundesbauministerium hatte 2004 von Berlin die Bauherrschaft übernommen, nachdem das Land sowohl mit dem Entwurf als auch mit den Kosten des Architekten Peter Zumthor (Schweiz) nicht zurechtgekommen war.

1993 hatte sich eine Jury für Zumthor ausgesprochen, 1995 war der Grundstein gelegt worden. Die spektakuläre Planung sah ein zweigeschossiges langrechteckiges Gebäude mit einer Fassade aus filigranen Betonstäben vor. Nachdem sich die Kosten des Zumthor-Entwurfs von 18 Millionen Euro verdoppelt hatten und die Berliner Bauverwaltung die Kostenexplosion nicht in den Griff bekam, erfolgte 2003 ein Baustopp. 2004 verkündeten der Bund und das Land wegen des unkalkulierbaren finanziellen Risikos das endgültige Aus für den Zumthor-Entwurf. 2005 wurde ein neuer Wettbewerb ausgelobt.

Auch wenn die Kosten wohl nicht mehr aus dem Ruder laufen – der jetzige Entwurf muss weiter mit Kritik rechnen. Schon nach dem Wettbewerb und bei einer Ausstellung im Sommer 2006 wurde der quadratische Flachbau mit einem Lichthof in der Mitte als „billig, bescheiden und funktional“ beurteilt. Die Planung der federführenden Architektin Ursula Wilms sieht nahe dem Martin-Gropius-Bau einen einfachen eingeschossigen Baukörper mit Glas-und-Metall-Fassade vor. Die Ausstellungsräume liegen im Erdgeschoss, die Archive und Studienräume im Keller. Rund um den kleinen Innenhof, dessen mangelnde Belichtung die Jury monierte, hat die Architektin Arbeitsräume gruppiert. Der zurückhaltende Bau reagiert somit nur auf sich selbst. Zumthor hatte dagegen Bauwerk und Umfeld, auf dem sich bis 1945 das Hauptquartier der SS und der Gestapo befand, in einen Dialog treten lassen.