Das Plektron des Teufels

„Kings of Rock – Tenacious D‘‘ ist leider nur ein Luftgitarrensolo

Niemand verkörpert heutzutage den Geist des Rocks so authentisch wie Jack Black. Keiner kann mit dem gleichen Augenrollen wie er die Attitüden des Rock-Rebellen neu beleben, und sich gleichzeitig als wandelnder Anachronismus souverän selbst lächerlich machen. In „High Fidelity“ fiel er das erste Mal als ein Plattenverkäufer auf, der jeden Kunden mit schlechtem Musikgeschmack hochkant aus dem Laden herausschmiss. Seine schönste Rolle war bislang die des Aushilfe-Lehrers in „School of Rock“, in dem er brave Grundschüler zu einer Heavy-Metal-Band umerzog. Bekannter und besser bezahlt wurde er dann bei seinen Auftritten in Mainstreamfilmen wie „King Kong“ und „Liebe braucht keine Ferien“, in denen sein manisches Temperament jedoch auf eine laue Temperatur heruntergedreht wurde. Ganz bei sich ist er immer dann, wenn er den ekstatischen Virtuosen der Luftgitarre spielen darf, der mehr Liebe zur Musik als Talent hat. Dieses komische Gefälle zwischen seinem Gebaren und seinem Können bildet auch den Kern des Films „Kings of Rock – Tenacious D“, der davon erzählt, wie der Möchtegernrocker JB versucht, den großen Durchbruch als Rockstar zu erreichen.

Black hat diese Figur nicht umsonst mit seinen eigenen Initialen ausgestattet. Er ist nicht nur der Hauptdarsteller, Produzent und einer der Drehbuchschreiber des Films, in diesem wird auch der Gründungsmythos von Blacks real existierender Band „Tanacious D“ besungen. Diese war 1994 nicht mehr als eine komische Nummer in einem von Tim Robbins geleiteten Theaterprojekt, erreichte dann aber durch ihre Mischung von ironischen Rockklischees und unanständig-komischen Songtexten schnell Kultstatus. Dies ist also das Leib- und Magen-Projekt von Black: der Film, den er schon lange machen wollte und an diesem erfolgreichen Punkt seiner Karriere auch endlich genauso verwirklichen konnte, wie er es wollte – und genau das ist ein großes Problem. Denn so gut Black als Darsteller auch sein mag, er ist weder ein guter Drehbuchschreiber noch ein Produzent mit genug Distanz, um einen wirklich kritischen Blick auf sein Lieblingsprojekt zu werfen. Und so gibt es in diesem Rockmusical zwar einige komische Einfälle wie etwa den Gastauftritt von Meat Loaf als JBs spießiger Vater, aber die Lacher sind dünn gestreut. Denn dem Regisseur Liam Lynch, der sich bisher mit Musikvideos einen Namen machte, fehlt das Gefühl für Timing, das für erfolgreiche Komödien unbedingt nötig ist.

Leider trägt auch die Grundidee des Films nicht. Erzählt wird da von der Suche nach dem goldenen Gral der Rockmusiker: einem Plektron, das ein herausgeschlagener Zahn des Teufels ist und mit dem jeder Besitzer teuflisch gut spielen kann. Die größten Gitarristen des Rocks spielten alle genialen Riffs mit diesem „Plektron des Schicksals“ und JB bricht schließlich in ein Rockmuseum mit dem Sicherheitssystem einer Bank ein, um der nächste Superstar zu werden. Da fehlt dann weder die Parodie auf Einbruchsfilme mit einem Tanz von Black um den Laserbeam noch der musikalische Wettkampf mit Satan, aber all diese Sequenzen zünden nicht wirklich und wirken wie verschenkte Gelegenheiten. Endgültig scheitert der Film, weil zu angestrengt versucht wird, aus Jack Black und seinem Bandpartner Kyle Gass ein komisches Duo zu machen. Der mollige und glatzköpfige Gass ist nicht viel mehr als eine ältere und phlegmatische Variation von Black. Es ist schade um einige gute Ideen und Ansätze, aber mit der Zeit wird der Film zunehmend „tenacious“, also zäh.

Wilfried Hippen