Eigene Minen sichern Rohstoffe

Kupfer, Platin und Grafit werden knapp. Das DIW fordert deshalb die deutschen Unternehmen auf, sich an ausländischen Rohstoffquellen zu beteiligen

BERLIN taz ■ Die Nachfrage auf den wachsenden Märkten in China und Indien verknappt die Rohstoffe und treibt die Preise in die Höhe. Das könnte die deutsche Industrie in Zukunft vor große Probleme stellen, meint das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Deshalb müssten sie sich so schnell wie möglich mit staatlicher Hilfe einen direkten Zugang zu Rohstoffquellen im Ausland erschließen.

DIW-Rohstoffexperte Eberhard Wettich erklärte, dass sich deutsche Verarbeiter, Anlagenbauer, Handelsunternehmen und Banken zusammenschließen und eine gemeinsame Gesellschaft gründen könnten, die sich am internationalen Bergbau beteiligt. Der Staat müsse die Rahmenbedingungen schaffen.

Die Versorgung sei zwar vorrangig Aufgabe der Wirtschaft, so Wettich. „Aber nicht nur.“ Immerhin könnten Produzentenländer, die große Rohstoffvorkommen hätten, strategischen Einfluss auf Preise und Verteilung nehmen und Rohstoffe als politische Waffe einsetzen.

Die Bundesregierung hat dieses Problem bereits erkannt. In ihrem Auftrag hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe zusammen mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) das Versorgungsrisiko Deutschlands mit metallischen und mineralischen Rohstoffen untersucht. Ergebnis: 2006 hatten die Preise für Rohstoffe wie Metalle und Mineralien im produzierenden Gewerbe einen Anteil von 42,7 Prozent an den gesamten Produktionskosten. Die Kosten für die Energieerzeugung seien dagegen nur mit 1,6 Prozent zu Buche geschlagen.

Umso wichtiger sei es, dass die Industrie nicht nur das Kosten- und Versorgungsrisiko für Gas und Öl im Blick habe, „sondern auch für Eisen, Kupfer, Grafit, Platin oder Aluminium“, so Projektleiter Gerhard Angerer.

Für Angerer könnte es vor allem in drei Bereichen kritisch werden: „Erstens Rohstoffe wie Kupfer, Eisen oder Aluminium, deren Förderkapazitäten nicht ausreichen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. Zweitens Rohstoffe wie Tantal oder Chrom, deren Vorkommen sich auf wenige Länder beschränkt. Und drittens Rohstoffen aus politisch instabilen Ländern.“

RWI-Experte Manuel Frondel hingegen sieht das Problem bei den steigenden Preisen, „die nur durch angepasste Förderkapazitäten reguliert werden können“.

Die aktuelle Forderung des DIW berührt kein neues Thema. Bis vor knapp zehn Jahren hielten viele deutsche Unternehmen Anteile an Gruben und Minen in Brasilien oder Südafrika.

Die Industrie sucht allerdings erst einmal andere Wege, mit Angebotslücken oder hohen Preisen umzugehen. Die Autoindustrie verarbeitet beispielsweise in der Produktion von Katalysatoren nicht mehr das teure Platin, sondern Paladi. „Solche Umstellungen schonen die Ressourcen und geben einen Anreiz, neue Produktionstechniken zu entwickeln“, sagt Angerer. Würde die deutsche Industrie alle Effizienzpotenziale ausschöpfen, könnte sie 120 Milliarden Euro pro Jahr – 20 Prozent der Rohstoffkosten – sparen. Sven Kulka