Spätere Ehe nicht ausgeschlossen

Die Parteistiftungen von CDU und Grünen konferieren gemeinsam über Integration – und sind sich erstaunlich einig. Auch über die Hindernisse auf dem Weg zu einer Koalition

BERLIN taz ■ Vor wenigen Jahren wäre das kaum denkbar gewesen: Die Thinktanks von CDU und Grünen organisieren gemeinsam eine Konferenz zum Thema Integration. Zu gegensätzlich waren die Positionen der beiden Lager – ob Asylrecht, Staatsbürgerschaft oder Einwanderungsgesetz.

Mittlerweile geht das. „Muslime als Staatsbürger“ heißt eine Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung, die noch bis heute Abend andauert. „Das kann man gerne als politische Lockerungsübung sehen“, sagt Ralf Fücks, Vorstand der Böll-Stiftung. Man habe sich bewusst ein Thema ausgewählt, bei dem Schwarz und Grün konträre Positionen vertreten.

Grünen-Vordenker Fücks ist bekannt für seine politischen Farbenspiele. So liebäugelte er in einem Positionspapier mit dem Titel „Alternativen zur großen Koalition“ im Herbst mit einem „flotten Dreier“. Darin plädierte er dafür, sowohl eine Ampel aus SPD, FDP und Grünen als auch eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen in Zukunft als ernste Alternativen zu sehen.

Die Schwarzen hingegen wollen die gemeinsame Veranstaltung nicht überinterpretieren. „Man sollte das nicht parteipolitisch oder ideologisch überfrachten“, sagt Wilhelm Staudacher, Generalsekretär der Adenauer-Stiftung.

Auch Fücks fügt einschränkend hinzu, die unionsnahe Adenauer-Stiftung vertrete liberale Positionen, die sich in der Partei noch nicht herumgesprochen hätten. „Teile der Union hadern nach wie vor mit der Tatsache, dass wir eine Einwanderungsgesellschaft und eine multireligiöse Republik sind“, sagt Fücks. „Die verlangen von Migranten, dass sie ihre eigene Identität komplett an den Nagel hängen.“

Adenauer- und Böll-Stiftung konnten sich immerhin auf eine gemeinsame Erklärung einigen. Dort heißt es: „Ob der Islam nach Deutschland gehört oder nicht, steht nicht länger zur Debatte.“ Gleichzeitig werden die Muslime in Deutschland dazu aufgefordert, sich stärker in Gesellschaft und Staat einzumischen, sei es in Vereinen oder Wohlfahrtsverbänden. „Dies ist ein Prozess, den man den Muslimen abverlangen muss“, sagt Staudacher.

Auch die Muslime selbst wurden zu der Konferenz eingeladen, so etwa der Berliner Theaterregisseur Neco Celik. Er erwartet sich von der Konferenz allerdings nicht allzu viel. „Alle auf einen Haufen bringen, ein bisschen quatschen“, sagt er. „Aber vielleicht kommt ja etwas raus.“

WOLF SCHMIDT