Konkurrenz der Kunsthallen

Wolke oder Würfel? Eine zweite Initiative will auf dem Schlossplatz eine temporäre Kunsthalle aufstellen. Ihr Vorteil: Die Baufinanzierung steht. Kulturstaatssekretär will konkrete Pläne sehen

VON CHRISTINA HEBEL

In der Debatte um die temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz buhlen jetzt zwei Projekte um den prominenten Platz. Neben der Halle in Form einer Wolke will auch die Kunstbox des renommierten Architekten Adolf Krischanitz hier zeitgenössische Kunst zeigen. Gestern stellten dessen InitiatorInnen nicht nur den Entwurf ihres würfelförmigen Pavillons vor, sondern präsentierten gleich einen Finanzier für das Projekt. Die Stiftung Zukunft Berlin will für die Baukosten von 950.000 Euro aufkommen – ein wichtiger Pluspunkt im Wettstreit um die Halle.

„Wir glauben, wir kriegen das hin“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Volker Hassemer. Er sei sich ganz sicher, dass das Projekt umgesetzt werde. Die 50 Meter lange und 27 Meter breite Halle würde rund 1.300 Quadratmeter Fläche haben, wovon die Hälfte für Ausstellung bestimmt ist. Einnahmen will man nicht nur durch Eintrittsgelder, sondern auch durch eine Café und einen Museumsshop erwirtschaften. „Ob das für den Betrieb der Halle ausreicht, wissen wir nicht“, sagte Coco Kühn, eine der InitiatorInnen.

Bisher völlig unklar ist hingegen die Finanzierung der wolkenförmigen Kunsthalle, die vom Berliner Architekturbüro Graft entworfen wurde und durch die Zeitschrift Monopol unterstützt wird. Der Kunstförderer Peter Raue, ein Befürworter des weißen Schalenbaus, hatte das Land aufgefordert, sich mit mindestens 750.000 Euro an den bis zu drei Millionen Euro geschätzten Baukosten zu beteiligen. Das hatte Kulturstaatssekretär André Schmitz jedoch abgelehnt. Berlin wolle Gelder in eine langfristige Kunsthalle investieren. Die Idee einer temporären Kunsthalle als privates Projekt auf dem Schlossplatz nach dem Palastabriss ab voraussichtlich 2009 hatte Schmitz aber als „grandios“ bezeichnet. Verwirrend ist in der Diskussion um die Projekte, dass sich beide „White Cube“ nennen, auch wenn die wolkenförmige Halle des Architektenbüros Graft alles andere als ein Würfel ist. Der Begriff geht auf die White-Cube-Schau Ende 2005 im Palast der Republik zurück, die Constanze Kleiner und Coco Kühn initiiert hatten. Sie gründeten die White Cube Berlin GmbH, die nun Krischanitz mit dem Entwurf der Kunstbox beauftragte.

Konkurrenz zur Kunstwolke wolle man damit nicht sein, erklärte Kühn. Ihnen gehe es um die weltweit beachtete bildende Kunst in Berlin, die durch Ausstellungsflächen vorangebracht werden müsse. Auch Hassemer bekräftigte: „Konkurrenz sehe ich überhaupt nicht. Wir können auch zwei bis drei temporäre Kunsthallen an exponierten Orten in Berlin haben.“ Für den Wiener Architekten Krischanitz hängt das Projekt ebenfalls nicht unmittelbar vom Schlossplatz ab: „Die Box kann an jeder Stelle stehen, je prominenter, desto besser.“

Allen Bekräftigungen zum Trotz herrscht ein Wettstreit: Laut den veröffentlichten Plänen soll die Kunstbox am äußeren Ende des Schlossplatzes aufgebaut werden, genau wie die Kunstwolke. „Zwei temporäre Kunsthallen halte ich für unwahrscheinlich, auch einen weiteren Standort. Denn die Idee der temporären Kunsthalle konzentriert sich ja auf den Schlossplatz“, sagte Torsten Wöhlert, Sprecher von Kulturstaatssekretär André Schmitz, der taz. In den nächsten Tagen werde sich Schmitz mit den InitiatorInnen der Box treffen, die dann konkrete Pläne zur Architektur, Konzeption und Finanzen vorlegen müssten. Erst dann könne entschieden werden.

Bereits am morgigen Samstag will sich ein eigens gebildeter wissenschaftlicher Beirat mit dem eckigen White Cube befassen. Der Beirat setzt sich aus den Spitzen der Kunsthallen Wien, Kiel und Düsseldorf sowie der Leitung der Berliner Galerie Haus am Waldsee zusammen.