Männerdämmerung

Heute startet die dritte Staffel von „Desperate Housewives“. Die männlichen Fans freuen sich

Susan weiß, was Männer wild macht. Ihr Geheimnis? Sie ist alles andere als desperat. Sie ist tapsig. Heute startet auf ProSieben die neue Staffel von „Desperate Housewives“. Wie immer geht es um Lügen und dunkle Intrigen in einem biederen amerikanischen Vorort. Die Frauen von „Sex and the City“ sind in ihrer holzschnittartigen Anzüglichkeit oft jenen Männern unerträglich, die sich allzu zotige Sprüche gern selbst vorbehalten. Die Damen aus der Wisteria Lane dagegen kommen selbst bei den Herren gut an.

Kein Wunder, denn außer Gewalt und Geheimnis, klassischen Krimielementen und auf Spielfilmniveau produzierten Einstellungen wird alles geboten, was man(n) von Frauen so denken kann: Neben der hilfsbedürftigen, stets zerstreuten Susan gibt es die ebenso schöne wie egozentrische Gabrielle. Die witzige, smarte Karrierefrau Lynette, die je nach Temperament wahlweise als Ersatzmutter oder als Herausforderung betrachtet werden kann. Die unnahbare, intakte Bree, deren Perfektion zerstört werden soll, nein, muss. Die blonde Edy, faszinierend ist die zwar nicht, aber dafür eine echte Schlampe. Die „Housewives“ sind nicht zu widersprüchlich, nicht zu kompliziert, aber auch nicht zu schlicht – da ist eigentlich für jeden Mann etwas dabei.

Zwischen pastellfarbenen Wänden ereignen sich Morde. Hinter geblümten Gardinen wird gelogen, dass sich die weißgetünchten Balken biegen. Perfekt getrimmte Rosenhecken verbergen den Familienkombi, in dessen Kofferraum sich ein Kadaver, Leichenteile oder jüngst gebrauchte Tötungswerkzeuge befinden könnten.

„Dramedy“ nennt man das Konzept von „Desperate Housewives“: eine durchgestylte Handlung, die auf etwas mehr als das Dilemma „Junge trifft Mädchen, Junge verlässt Mädchen, Mädchen verzweifelt“ hinausläuft. Bei den Hausfrauen aus Suburbia kommt gern mal ein „Mädchen killt Jungen“ dazu. Dass die männlichen Rollen der Serie vergleichsweise deutlich eindimensionaler geraten sind als die weiblichen Hauptfiguren, ist nicht so schlimm. Viele Zuschauer von „Desperate Housewives“ sind dafür echte Kerle.

JOHANNA SCHMELLER