„Auch Erzieherinnen müssen Urlaub machen“

Die Studie zum Thema Kinderfreundlichkeit sei nicht repräsentativ und demzufolge mit größter Vorsicht zu bewerten, sagt der zuständige Abteilungsleiter Wolfgang Penkert. Was das Kita-Angebot angehe, liege Berlin ganz vorn

WOLFGANG PENKERT, 62, ist seit 2001 Leiter der Abteilung Jugend und Familie in der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

taz: Herr Penkert, was hält der Senat von der Studie des Instituts für Sozialforschung zum Thema Kinderfreundlichkeit in Berlin?

Wolfgang Penkert: Der Senat bedauert, dass diese Studie nicht repräsentativ ist. Um ein Bespiel zu nennen: In der Studie kommen auch Leute zu Wort, die keine Kinder haben oder deren Kinder schon erwachsen sind. Die Ergebnisse der Befragung sind mit größter Vorsicht zu bewerten.

Berlin ist also mitnichten kinderunfreundlich?

Mit Sicherheit nicht. Bei allen größeren Studien zu diesem Thema kommt die relativ schwierige wirtschaftliche Situation von Berlin zum Ausdruck. Die hohe Arbeitslosigkeit und das relativ niedrige Durchschnittseinkommen im Vergleich zu Städten wie Hamburg schlagen sich natürlich auch in der Frage der Kinderfreundlichkeit nieder. Das war auch so in der jüngst diskutierten Unicef-Studie. Was Unicef nicht abgefragt hat, ist das Versorgungsangebot durch Kitaplätze. Gerade in diesem Punkt hat Berlin aber seine Stärken.

In Berlin gibt es zirka 2.000 Kindertagesstätten?

Rund 1.900, inklusive der EKTs – Kitas, die auf Initiative von Eltern gegründet worden sind. Wir haben zurzeit rund 105.000 Kinder bis zur Einschulung in Betreuung. In Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen werden nur rund 7 Prozent der unter Dreijährigen mit Kitaplätzen versorgt. In Berlin sind es 42 Prozent der unter Dreijährigen. Wenn das kein Ausdruck von Kinderfreundlichkeit ist.

Es wird auch nicht beklagt, dass es zu wenig Kitas gibt, sondern dass die Öffnungszeiten so unflexibel sind.

Das ist Schnee von gestern. Mit dem Kita-Förderungsgesetz von 2005 sind die Öffnungszeiten der Kitas grundlegend verändert worden. Kitas können auf Nachfrage 13 Stunden geöffnet haben, nach Bedarf von 6 bis 20 Uhr. Wenn es sein muss, sogar bis 21 Uhr, vorausgesetzt der Bedarf und die Nachfrage für die jeweilige Kita ist da.

Die Eltern können das Recht einklagen?

Wenn es in einer Kita nur eine Mutter gibt, die ihr Kind länger dort lassen will, geht das natürlich nicht. Diese Mutter hat aber die Möglichkeit, die Zeit nach 18 Uhr durch ergänzende Tagespflege zu überbrücken.

Kritisiert wird, dass die Kitas in den Schulferien zumachen.

Wenn das geschieht, wird immer für Vertretungsplätze gesorgt. Auch Erzieherinnen müssen mal Urlaub machen. Aber von Bezirk zu Bezirk werden Schwerpunktkitas bestimmt, die die Betreuung sichern. Alle immer offen zu halten, ist personell nicht drin.

Was sagen Sie zu der Kritik, dass es für die über 12-Jährigen kaum Betreuungsangebote gibt?

Berlin ist mit Freizeitangeboten nach wie vor sehr gut ausgestattet. Der Platzabbau, den wir in diesem Bereich hatten, ist darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Berlin in den letzten zehn Jahren stark gesunken ist.

Also alles ganz toll?

Das habe ich nicht gesagt. Aber wir tun, was wir können.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE