schlossplatz
: Alles nur Fassade

Seit fast 20 Jahren trommelt Wilhelm von Boddien für die Rekonstruktion des Stadtschlosses und dessen Wiedergeburt in historischem Gewand. Viele nervt das, betreiben er und sein umstrittener Förderverein Berliner Stadtschloss e. V. das Geschäft zudem noch recht erfolgreich. Von Boddien hat es nicht nur geschafft, das Thema in der Stadt dauerhaft zu platzieren. Er hat auch seinen Anteil an der Entscheidung des Bundestages, das Schloss wiederaufzubauen. Chapeau!

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Um den Finger gewickelt mit seinem Schloss-Tamtam hat von Boddien den Bund und Berlin mit dem Köder, er und sein Förderverein bezahlten die 80 Millionen Euro teure historische Fassade aus privaten Spendengeldern. Dass bis dato nur rund 14 Millionen Euro für die neonostalgische Außenhaut zusammengekommen sind, hat von Boddien ungleich weniger laut kommuniziert. Und recht besehen könnten es nur ein paar Euro mehr werden: Denn wenn es bei den Absichten des Bauministeriums bleibt, die Ostseite des vorgesehenen Gebäudes mit einer Fassadenansicht à la Palast der Republik und womöglich noch das Innere mit dem Volkskammersaal auszustatten, werden die letzten potenten Hardcore-Schlossfans abspringen. Das war’s dann mit den 80 Millionen und von Boddien!

Zum Schießen sind diese Aussichten dennoch nicht. Weil Bauminister Wolfgang Tiefensee ähnliche Gefühle hegt, soll die öffentliche Hand „gegebenenfalls“ fehlende Spendengelder für die Fassade ausgleichen. Bisher wären das 66 Millionen Euro. Ein echter Batzen also, der zur Kostenunsicherheit für den Bau insgesamt hinzukäme. Es deutet also auch beim Schloss alles darauf hin, dass am Ende „wir“ wieder die Dummen sind, jedenfalls die es sind, die zahlen. Und von Boddien? Der lacht.