Tat ohne Beweise

Focus: Keine Euthanasieopfer im Mendener Massengrab. Landeskriminalamt wird Ermittlungen einstellen

MENDEN taz ■ Im Massengrab bei Menden liegen vermutliche keine Opfer eines Nazi-Verbrechens. Wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet, hätten Ermittler der Dortmunder Staatsanwaltschaft sowie das Landeskriminalamts keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass hier Menschen gezielt von NS-Ärzten getötet wurden. Vermutlich sind die Aufgefundenen, darunter 46 Kinder, in einem Ausweichkrankenhaus im benachbarten Wimpern verstorben und dann in Menden-Barge verscharrt wurden. Laut Focus will das Landeskriminalamt Düsseldorf am Freitag die Einstellung der Ermittlungen bekannt geben.

Das Massengrab unter der Barger Friedhofswiese wurde Ende September zufällig bei Umbettungsarbeiten entdeckt. Da drei der Toten offenbar schwer behindert waren und wenig später mehrere hundert Totenscheine aus dem Wimberner Krankenhaus auftauchten, die den Stempel „Aktion Brandt“ trugen, verdichteten sich die Vermutungen, dass man auf die Opfer eines Nazi-Verbrechens gestoßen war.

Bereits Ende Februar war bekannt geworden, dass die gerichtsmedizinischen Untersuchungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Dortmund keine Beweise für eine geplante Tötung durch NS-Mediziner erbracht hätten. Ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg wies aber ausdrücklich darauf hin, dass damit keineswegs die Todesursache der toten Kinder geklärt sei: „Wenn man weiß, dass 70 Prozent des Wimberner Klinikpersonals in der Partei war und hier braune Schwestern arbeiteten, kann man sich vorstellen, dass es ein Kind mit Wasserkopf schwer hatte“, so der Sprecher der Bezirksregierung zur DPA. Am kommenden Samstag soll in Menden-Barge eine Beerdigungsfeier für die Toten aus dem Massengrab abgehalten werden. CSC