Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wenn das BKA von „abstrakter Terrorgefahr“ in Deutschland spricht, meint die Behörde dann damit, dass die Taliban den Kölner Dom jetzt nicht gleich weghauen, sondern erst mal bei Google Earth ein Kreuzchen dranmachen?

Das Konstrukt „Linkspartei. PDS vereinigt mit WASG“ sieht ein bisschen aus wie die Skizze zum Bau besserer Dampfloks im Zeitalter der ICEs

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Das Wetter von bald schon jetzt.

Was wird besser in dieser?

Naja, das Wetter, halt wieder schlechter.

Die Terrorgefahr steigt, sagt das BKA. Was tun?

Naja, die „abstrakte Bedrohung“ sei gestiegen, was immer das BKA darunter verstehen mag: Die Taliban hauen jetzt nicht den Kölner Dom weg, sondern machen erst mal bei Google Earth ein Kreuzchen dran? Jedenfalls ist es vergleichsweise recht konkret, von einem deutschen Tornado ausgespäht und anschließend von anderen Friedensbotschaftern treffsicher gebombt zu werden. Auf diesen Zusammenhang hinzuweisen, heißt übrigens ausdrücklich nicht, den Terror zu rechtfertigen.

In München sollen Studenten verdächtige islamistische Umtriebe melden. Ist das Schnüffelei oder eine gebotene Vorsichtsmaßnahme?

Einerseits hat sich der Rektor der Ludwig-Maximilians-Uni, an der 7.000 ausländische Studierende lernen, bereits von der Mail seines offenbar spitzelbeflissenen Abteilungsleiters distanziert. Denn und andererseits: Der war nur bütteliger als alle anderen bayerischen Unis, die ebenfalls vor rund vier Wochen ein Briefing in Richtung „großes abendländisches Schnurrbartpetzen“ bekamen: vom Verfassungsschutz. Der wiederum hat an Unis nichts zu suchen und könnte effizienter Zeitung lesen: etwa dass neulich an einer bayerischen Uni ein durchreisender Spaßprediger eine Weltreligion in den Schmutz geschwatzt hat. Der Mann heißt Ratzinger und läuft noch frei rum.

Heute beginnt in Münster der Prozess gegen 18 Bundeswehrausbilder, die Rekruten u. a. mit Stromstößen misshandelt haben. Ist das typisch für die Bundeswehr im Zeitalter globaler Einsätze? Oder zeigen die aufgeklärten Missstände, dass die demokratische Kontrolle der Armee funktioniert?

Auch als in Afghanistan deutsche Soldaten „Muss i denn zum Schtädele hinaus“ spielten und fotografierten: Soldateska. So heißt das seit gefühlt einer Million Jahren.

Ein Oberstleutnant der Bundeswehr, Jürgen Rose, will sich allen Arbeiten verweigern, die den Tornado-Einsatz in Afghanistan unterstützen. Zu Recht?

Guter Mann, kann morgen bei mir anfangen. Man sollte in Vorstellungsrunden öfter fragen: „Wo hamse nich jedient?“

Am Samstag werden in Berlin 50 Jahre römische Verträge gefeiert, die Gründung der EWG. Wird es die Hundertjahrfeier 2057 geben?

Ihr fragt ganz schön pfiffig hintenrum immer wieder nach der Klimakatastrophe! Doch, so lange geht’s noch.

Welchen Erfolg wird man feiern, welchen Fehler bereuen?

Die ersten 50 Jahre Frieden zwischen den zuvor über Jahrhunderte notorischen Kriegsparteien allemal. Zum Fehler könnte sich auswachsen, den Laden völlig überdehnt und zugleich die Bevölkerung immer weniger beteiligt zu haben.

In Dortmund finden am Wochenende Parteitag und Kongress von WASG und PDS statt. Lafontaine soll mit Bisky Chef der Linkspartei werden. Ist der Populist Lafontaine Fluch oder Segen für die Linkspartei?

Mal unter uns: Interessiert das wirklich? Lafontaines stärkster Antrieb sitzt in Hannover und raucht sich eine, und die Saison, in der aufwallender Protest Gefäße füllte, ohne sie vorher nach Schönheit zu sortieren, ist vorbei. Das Konstrukt „Linkspartei. PDS vereinigt mit WASG“ sieht bisschen aus wie die Skizze zum Bau besserer Dampfloks im Zeitalter der ICEs.

Hat die Linkspartei im Westen, nach dem Abflauen der Anti-Hartz-IV-Bewegung, denn Erfolgschancen?

Nur eine – Lafontaine überrascht seine Fans noch mal wirklich und tut etwas durch und durch Vernünftiges: Er entwickelt eine gangbare Strategie zur Vereinigung mit der SPD. Das würde zu einem – vorübergehenden – Run auf die Linkspartei führen und dem ganzen Gebastel einen historischen Sinn geben.

Und was macht Borussia Dortmund?

Zwei Monate heißen jetzt „ein Röber“. FRAGEN: SR