Senat steht auf CO2-Schleudern
Der Klimawandel ist für den rot-roten Senat ein ganz heißes Thema. Doch die Senatoren lassen sich immer noch mit Spritschleudern durch die Stadt kutschieren. Das Berliner Dienstwagen-Quartett
von ANTJE LANG-LENDORFF
Über den Klimawandel zu reden ist eine Sache, Konsequenzen zu ziehen eine andere: Nach wie vor fahren Senatoren und Staatssekretäre dicke Dienstwagen mit einem hohen Verbrauch. Die größte Spritschleuder des Fuhrparks, ein Audi A8 mit 450 PS, schluckt im Stadtverkehr auf 100 Kilometer über 20 Liter. Andere Dienstwagen kommen auf einen Verbrauch von 11 Litern innerorts. Der Kohlendioxidausstoß ist entsprechend hoch. Politik funktioniert wie das Auto-Quartett-Spielen auf dem Schulhof: Wer den Dicksten hat, der ist der Tollste.
Dabei hat Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) im Abgeordnetenhaus Anfang Februar beteuert, sie halte „eine Limitierung der CO2-Emission von Kraftfahrzeugen für dringlich“. Welche Autos die Senatoren und Staatssekretäre selbst fahren, geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Michael Schäfer hervor. Demnach haben die Dienstwagen Kohlendioxid-Emissionen von bis zu 334 Gramm pro Kilometer. Zum Vergleich: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß europäischer Neuwagen liegt bei rund 160 Gramm pro Kilometer. „Alle reden über Klimaschutz. Wenn es aber um konkrete Schritte geht, passiert nichts“, so Schäfer.
Eigentlich hatte das Parlament schon im Januar 2006 beschlossen, nur noch Pkw zu beschaffen, die im Stadtzyklus weniger als 6,5 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbrauchen. Da es sich bei den Dienstwagen des Senats um geleaste Fahrzeuge handelt, hätte man schnell auf sparsame Autos umsteigen können. Passiert ist nichts. Der Senat düst bis heute mit Spritschleudern durch die Stadt.
Sicher, ein Regierender Bürgermeister kann nicht im Kleinwagen vorfahren. Auch die Sicherheit darf nicht zu kurz kommen. Doch wozu braucht man 450 PS und Allradantrieb? Für die vielen sandigen Pisten und Berliner Berge sicher nicht.
