Banker zittern vor dem Urteil

Geht es nach dem Willen der Staatsanwaltschaft, müssen die 13 Angeklagten im Bankenprozess bis zu vier Jahre hinter Gitter. Bürgerinitiative plant „Gala für Landowsky“

Zum großen Finale mobilisiert auch die Bürgerinitiative Berliner Bankenskandal: Wenn heute um 13 Uhr das Urteil in einem der größten Prozesse um die Berliner Bankgesellschaft verkündet wird, wollen die Aktivisten vor dem Landgericht in Moabit „Gewehr bei Fuß“ stehen. Sie rufen auf zu einer „Gala für Landowsky“. Ziel der Aktion sei die „Ehrenrettung“ von Klaus Landowsky, Ex-CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus und ehemaliger Chef der Berlin Hyp, eines wichtigen Tochterunternehmens der Bankgesellschaft, die mittlerweile in Landesbank Berlin umbenannt wurde.

In dem heute zu Ende gehenden Strafverfahren steht Landowsky neben zwölf weiteren Managern wegen schwerer Untreue vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu vier Jahre Gefängnisstrafe, weil die Beschuldigten hohe Risiken bei der Vergabe von Krediten über 235 Millionen Euro an den Immobilienkonzern Aubis ignoriert hätten. Landowsky soll drei Jahre hinter Gitter. Die Angeklagten – darunter der ehemalige Vorsitzende der Bankgesellschaft Wolfgang Rupf – wiesen die Vorwürfe zurück und forderten Freispruch.

In seinem Schlusswort hatte Landowsky vor Gericht erklärt: „Ich kämpfe um meine Ehre.“ Die Pleite von Aubis sei nicht vorhersehbar gewesen. Die anderen früheren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder äußerten sich ähnlich. Landowsky warf der Staatsanwaltschaft zudem einen politischen Feldzug vor. Kein einziger Vorwurf habe sich in der Beweisaufnahme bewahrheitet. Die Anklägerin, Oberstaatsanwältin, Vera Junker, habe die Fakten ignoriert.

Die Staatsanwaltschaft und der Bankenuntersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses sehen es dagegen als erwiesen an, dass die Bankmanager bei ihren Immobiliengeschäften in Ostdeutschland ihrer Pflicht zur Risikoüberprüfung „nicht ausreichend nachgekommen“ seien. Man habe das Leerstandsrisiko übergangen, Mieteinnahmen bewusst zu hoch und Renovierungskosten zu niedrig angesetzt.

Die Banken hätten außerdem ignoriert, dass die Aubis-Inhaber Christian Neuling und Klaus Wienhold – zwei ehemalige CDU-Politiker – kaum Erfahrung mit Geschäften dieser Größenordnung gehabt hätten. Zudem hätten die beiden über kein ausreichendes Eigenkapital verfügt. RICHARD ROTHER